Die Türkei und ihre Yasallenstasten. (April — September 25.) 363
In einer Nachtrags-Erklärung vom 2. April werden noch folgende
Punkte hinzugefügt:
1. Die Verwaltung des neuen Anlehens sowohl wie die der Priori-
täts= und unifizierten Schuld in ÄAgypten wird in keiner Weise die Zahlung
des Tributs verzögern.
2. Die Erwähnung des Tribunals in der Deklaration involviert nicht
die Prolongation dieses Tribunals ins Unbestimmte.
3. Die Regierung Sr. kaiserlichen Majestät des Sultans reserviert
ihr Urteil für den Fall, daß die Institution der Prüfungs-Kommission, die
in dem 12. Artikel des Khedivial-Dekretes vorhergesehen ist, in Kraft tritt.
4. Die eventuelle Ernennung der Mitglieder der Kommission und des
Revisions-Komitees durch die Konsuln kann nicht als eine fremde Einmischung
angesehen werden.
April. Verhandlungen zwischen England und der Pforte über
die eventuelle Offnung der Dardanellen für englische Kriegsschiffe.
(Vgl. Großbritannien, 7. Mai; Deutsches Reich, 8. Mai.)
Nach russischen Blättern haben Österreich und Deutschland der Pforte
erklärt, sie würden den Berliner Vertrag als null und nichtig ansehen, wenn
die Pforte die englische oder russische Flotte die Dardanellen passieren ließe.
8. Mai. Der Spezialgesandte des Sultan, Hassan Fehmi
Pascha, kehrt von London nach Konstantinopel zurück.
Zweck der Entsendung Hassan Fehmi's war, mit England ein Ab-
kommen zu treffen, um die Souveränetätsrechte des Sultans in Agypten zu
sichern. Solange die Spannung zwischen England und Rußland einen be-
drohlichen Charakter hatte, wurde ernstich mit dem türkischen Abgesandten
verhandelt, sobald diese Gefahr jedoch beseitigt schien, zerschlugen sich die
Verhandlungen.
1. Juni. (Kreta.) An Stelle Photiades Pascha wird Sawas
Pascha zum Generalgouverneur von Kreta ernannt.
Photiades demissioniert auf Verlangen der kretensischen Nationalver-
sammlung. Gegen die Ernennung Sawas Pascha's zu seinem Nachfolger
richtet sich in Kreta eine sehr lebhafte Agitation. Die christlichen Mitglieder
der Landesversammlung erklären sich für die Dauer eines Jahres in Per-
manenz und erlassen einen Aufruf an die Bevölkerung, in dem letztere aufK
gefordert wird, die öffentliche Ruhe und Ordnung nicht zu stören, jedoch
in Gemeinschaft mit den Deputierten vorzugehen, um die Ernennung Sawas
Pascha's zum Generalgouverneur zurückzuweisen. Die christlichen Beamten
geben, einem gemeinschaftlichen Beschluß gemäß, in großen Massen ihre
Demission.
18. September. Empörung in Ostrumelien. (Siehe Bul-
garien.)
25. September. Ministerwechsel.
Kiamil Pascha wird an Stelle Said Pascha's zum Großvesier, Munir
Zascha zum Minister des Innern, Ali Saib Pascha zum Kriegsminister (an
telle Osman Pascha's), Munif Pascha zum Unterrichtsminister, Ago Pascha
um Finanzminister, Sakki Pascha zum Handelsminister, Zuhdi Pascha zum
inister der öffentlichen Arbeiten, Server Pascha zum Justizminister, Mehe-
med Said Pascha (bisher Gesandter in Berlin) zum Minister des Außern,
Aarifi Pascha zum Präsidenten des Staatsrats ernannt. Der Marineminister
Europ. Geschichtskalender XXVI. Bd. 24