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Tc)Titrierung mit Fehlingscher Lösung.
Nach erfolgter Destillation und Spindelung des Destillats wird bei Mosten stets, bei Weinen
nur, wenn es aus besonderen Gründen notwendig erscheint (z. B. wenn es zweifelhaft ist, ob der Wein
vollständig vergoren ist), zur Bestimmung des Zuckergehalts durch Titrierung der Probe mit Fehlingscher
Lösung geschritten. Hierzu wird der bei der Destillation nicht verwendete Teil der Probe benutzt. Da
nur dann ein hinreichend genaues Ergebnis erzielt werden kann, wenn die Flüssigkeit nicht mehr als
1 vom Hundert Zucker enthält, so ist nötigenfalls der zur Titrierung bestimmte Teil der Probe vorher
zu verdünnen. Einen Anhalt für den Grad der vorzunehmenden Verdünnung liefert die Menge des
Gesamtextrakts (einschließlich allen Zuckers). Diese Menge ist nach Ziffer Zc zu berechnen. Die
Berechnung muß daher vor der Bestimmung des Zuckergehalts vorgenommen werden. Die Verhältnis-
zahl für die Verdünnung, das ist die Zahl, welche angibt, wie weit die Verdünnung vorgenommen
werden muß, ergibt sich, wenn man von der berechneten und nach oben auf ganze Einheiten abge-
rundeten Zahl für den Gesamtextrakt 3 abzieht. Enthält die Probe beispielsweise 10,, vom Hundert,
also abgerundet 11 vom Hundert Gesamtextrakt, so ist sie mit Wasser auf die 11 weniger 3, also
6 fache Raummenge in der nachstehend beschriebenen Weise zu verdünnen.
Die Verdünnung wird in Verbindung mit dem Eindampfen (zum Zwecke der Entfernung des
Weingeistes) und Entfärben vorgenommen. Man füllt von der Probe in eine gehörig gereinigte und
getrocknete oder mit der zu untersuchenden Flüssigkeit ausgespülte Bürette so viel, daß die Flüssigkeit
einige Zentimeter über der obersten mit 0 bezeichneten Marke steht, und läßt durch den Hahn in das
ursprüngliche Gefäß wieder so viel ab, bis der untere Rand der Flüssigkeitsoberfläche diese Marke 0
genau erreicht. Aus der Bürette läßt man dann so viel Kubikzentimeter der eingefüllten Probe in
eine etwa 150 cem fassende Porzellanschale fließen, als die Teilung von 100 durch die Verhältniszahl
für die Verdünnung angibt, in obigem Beispiel 10— 12,5 ccm. Faßt die Bürette von der 0.Marke
ab nicht die hiernach erforderliche Menge Flüssigkeit, so wird sie so oft in der vorbeschriebenen Weise
gefüllt und entleert, als nötig ist, um die erforderliche Anzahl Kubikzentimeter in die Schale zu bringen.
Beträgt die Verhältniszahl mehr als 2, so ist in die Schale so viel Wasser nachzufüllen, bis
die Gesamtmenge der Flüssigkeit nahezu 50 cem erreicht hat, in obigem Beispiel also 37,, cem.
Nun stellt man die Schale auf ein siedendes Wasserbad und fügt, je nach der Menge und
Fmbung der Flüssigkeit, eine oder mehrere Messerspitzen gepulverte, möglichst kalkfreie Tierkohle hinzu,
um die rote Farbe der Flüssigkeit vollständig zu beseitigen. Dann wird bis auf etwa ½ eingedampft
unter häufigem vorsichtigen Umrühren mit einem Glasstabe, welcher während des Eindampfens in der
Schale verbleiben muß. Hierauf setzt man etwa 10 cem heißes Wasser hinzu, rührt um und filtriert,
indem man die Flüssigkeit den Glasstab entlang auf das Filter gießt, in ein mit einer Marke ver-
sehenes 100 cem fassendes Meßkölbchen. Dann spült man die Schale zur Gewinnung des Restes und
zum Auslaugen der Tierkohle mehrmals mit geringen Mengen kochend heißen Wassers aus, gießt dieses
an dem Glasstabe jedesmal auf das Filter, so lange fortfahrend, bis das untergestellte Kölbchen
nahezu bis zur Marke gefüllt ist, und läßt die Rüsägeerr erkalten. Um die Flüssigkeit abzukühlen,
stellt man das Kölbchen in ein mit Wasser von 14 bis 15° C. gefülltes geräumiges Gefäß, wobei zu
beachten ist, daß das Wasser bis zur Marke des Kölbchens reicht. Nach 15 bis 20 Minuten füllt man
das Kölbchen mit kaltem Wasser genau bis zur Marke auf, schüttelt mehrmals durch und beschickt mit
der Flüssigkeit die inzwischen gereinigte und getrocknete Bürette in der vorher beschriebenen Weise.
Hierauf gibt man aus einer mit Seignettesalz-Natronlauge und einer anderen mit Kupfervitriollösung
(den beiden Teilen der Fehlingschen Lösung) gefüllten Bürette je 5 cem in einen Kochkolben von etwa
0,2 Liter Inhalt. Nach Zusatz von etwa 40 cem Wasser erhitzt man zum Sieden und läßt die ver-
dünnte Zuckerlösung aus der Bürette in die heiße Mischung in der Weise fließen, daß anfangs einige
Kubikzentimeter auf einmal hineingelangen, später der zufluß nur in einzelnen Tropfen erfolgt. Der
Zusatz in Tropfen beginnt, sobald die ursprünglich dunkelblaue Farbe der Mischung beim Kochen in
ein helles Blau übergeht. Sollte die erstmalige Füllung der Bürette hierzu nicht hinreichen, so sind
weitere Füllungen vorzunehmen. Nach dem Zusatz eines jeden Tropfens wird bis zum Aufkochen
erhitzt und die Farbe der Mischung durch Betrachten gegen einen weißen Untergrund beobachtet. Ist
die blaue Farbe eben nicht mehr erkennbar, so liest man an der Teilung der Bürette die Anzahl der
verbrauchten Kubikzentimeter Zuckerlösung bis auf 0, cem genau ab.