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hatte er zu seiner Zeit nicht alle Hindernisse bessegen
konnen. Als Maximilian Joseph die Regierung an-
trat, befand sich daher das Artillerie-Wesen in durchaus
elendem Zustande. Ein einziger Zeugwart, der zugleich
Cassier und Controlleur war, stand mit unbeschränkter Voll-
macht dem Jeughause vor; die Lafetten wurden von bür-
gerlichen Arbeitern, die Kanonen von Giesern verfertigt,
welche nur für die Dauer ihres Geschäftes angestellr
waren. Es war keine Artillerieschule vorhanden, son-
dern die Bildung des Offiziers und des gemeinen Man-
nes für diese Waffe dem Ohngefähr überlassen; sie selbst
als Wafsfe der Linien-Infanterie betrachtet, und den
Compagnien nach deren Stärke, ohne Rücksicht auf rechte
Bedienung, zugetheilt. Sogar die Pulverbereitung war,
weil man dazu den Salpeter im unreinen Justande nahm,
höchst mangelhaft, eine Gewehrfabrick gar nicht in Baiern
vorhanden.
Der Kurfürst beschloß sogleich dem Artilleriewesen
die ihm gebührende Selbstständigkeit und innere Vollen-
dung zu geben. Dazu wählte er (im Jahr 1300 schon)
einen Mann, welcher für diesen Zweig der Kriegskunst,
im Wissenschaftlichen wie im Technischen, ausgezeichne-
ten Werth besaß, nähmlich den im russischen Dienste
gestandenen Generallieutenant von Manson, einen fran-
zdsischen Ansgewanderten. Manson erwarb sich in der
That um das balerische Heer ein bleibendes, entschie-
den großes Verdienst, welches erst in späteren Jahren,
besonders nach dem Feldzuge in Rußland, glänzend zur
Anschauung kam, da in unglaublich kurzer Zeit, wie durch
einen Zauberschlag, aller Verlust an Geschütz wieder
ersetzt ward.
Manson begann damit, die Artillerie, sowohl