Full text: Der Leumund der Sachsen

76 Das Fürstenhaus. 
Und ie der Misensere, 
derst iuwer ane wän, 
von gote wurde ein engel & verleitet; 0) 
auf Tleuhochdeutsch: „Und der Meißner, der ist euer ohne 
Falsch, eher würde von Gott ein Engel verführt.“ 
Diese an Hhilipp von Schwaben gerichteten Worte sind 
eben Worte eines Dichters, d. h. etwas überschwenglich; wissen 
wir doch aus der Geschichte, daß später Dietrich möglicherweise 
durch Walter von der Dogelweide selbst dazu veranlaßt, seinen 
Frieden mit dem Gegenkaiser Ohilipps von Schwaben, GOtto IV. 
von Braunschweig, machte, als dieser 1212 wieder in 
Mitteldeutschland Boden gewann; allein sie sind durchaus 
wahr bis zum Jahre 1204 und im Dergleiche zu dem Der- 
halten andrer deutscher Fürsten. Übrigens hat Walter von 
der Dogelweide das Mleißner Land selbst besucht und seinen 
Markgrafen persönlich kennen gelernt. 
Mit noch größerem RZRechte sagt von Heinrich dem Er- 
lauchten (l221—88) der Tannhäuser: 
Heinrich der Misenaere, 
der sine triuve nie zerbrach, 
derst alles wandels laere. 
„Heinrich, der Meißner, der seine Treue nie zerbrach, der 
ist ohne alle Wandelbarkeit.“ Dies bezieht sich darauf, daß 
er gegen Heinrich Raspe, den Landgrafen von Thüringen, treu 
zu Friedrich II. stand. Dieser hat ihm seine Treue gelohnt, 
indem er nicht nur seine Tochter Margarete dem Sohne hein- 
richs, Albrecht (dem Entarteten), zur Gemahlin gab und nicht 
nur das Hleißnerland ihm vorläufig unterpfändlich einräumte,
	        
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