Full text: Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen auf der Thomasschule gesammelt. Erstes Heft. (1)

Handwerk. — Gesinde. — Feldarbeit. 95 
Handwerk. 
Wenn ein Handwerksbursche von der Zunft wanderte 
und bei einem Meister seines Handwerks um Almosen an— 
hielt, so murmelte er einen Gruß, der z. B. beim Stellmacher 
so lautete: 
Guten Tag, Glück 'rein, 
Was Rad= und Stellmacher sein, 
Den Kofen (— Gesellen) daneben. 
Darauf erhielt er die Gabe. 
(Pflugbeil IIa., Linda 1840.) 
  
Gelinde. 
1. Das Gesinde wurde in Linda schon zu Michaelis 
für den 1. Januar gemietet. Wem es nicht gelang, etwas 
Passendes zu finden, der ging „zum guten Donnerstag“ 
(vor Neujahr) nach Penig auf den Markt. Dort stand 
Gesinde, das sich vermieten wollte, in langer Reihe. Abends 
war Tanz. (Pflugbeil Ia., Linda 1840.) 
2. Wenn einer Magd, die zu einer neuen Herrschaft 
zieht, der Fuß umknickt, ehe sie das Haus betritt, so hat sie 
Unglück.“) (Zweigler IV., Leipzig.) 
*) So zerschmeißt sie viel. Götz IV., Lausitz. 
3. Wenn eine Magd anzieht, muß sie zuerst ins Ofen-= 
loch sehen, dann wird sie länger bei der Herrschaft bleiben. 
(Hütter IVb. Ziemlich verbreitet.) 
Auch die junge Frau, die in ihre Wohnung kommt, guckt ins 
Ofenloch, dann wird sie bald heimisch. Oberl. Dr. Beer. 
  
FJeldarbeit. 
1. Beim ersten Ernteschnitt binden die Schnitter ihren 
Herrn an, d. h. sie binden ihm ein Sträußchen an den 
linken Oberarm. Er soll sich loskaufen, indem er etwas 
zum Besten giebt. (Hase Ib., Auligk bei Groitzsch.)
	        
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