Spiele. 71
Die die Maus fing,
Die am Bande nagte,
Woran der Schlüssel hing
Zur Kapelle, Herr Kaplan!
Der erste spricht alle Verse, giebt den Schlüssel weiter, und der
zweite erwidert: Das ist der Schlüssel zur Kapelle, Herr Kaplan! Dann
wendet sich der zweite an den dritten und reicht ihm den Schlüssel,
indem er die Verse spricht. So geht das Spiel weiter. Versprechen
kostet ein Pfand. (H ordorff IV., Leipzig.)
302. Guten Tag, gnädiger Herr! Ich, gnädiger Herr,
komme vom gnädigen Herrn, um dem gnädigen Herrn zu
sagen, daß dem gnädigen Herrn seine Katze blitzblaue
Augen hat.
Dies spricht jeder der Mitspieler zum Nachbar. Wer sich einmal
verspricht, heißt Dummlack Nr. 1; wer sich öfter verspricht, erhält
zu diesem Ehrennamen die Anzahl der Versprechen als Nummer.
Wenn z. B. einer, der gar keine Fehler gemacht hat, neben den Dumm-
lacken Nr. 3 und 6 sitzt, hat er zu sprechen: „Guten Tag, Dummlack
Nr. 3. Ich, gnädiger Herr, komme vom Dummlack Nr. 6, um dem
Dummlack Nr. 3 zu sagen, daß dem Dummlack Nr. 6 seine Katze blitz-
blaue Augen hat.“ So hoch die Nummer, so viel Pfänder sind zu
geben. (Seyfarth 1V., Leipzig.)
Der Text wird auch noch so erweitert:
Daß seine Katze blitzblaue Augen, donnergrünes Haar,
blaßgelbe Vorderfüße, grasgrüne Hinterfüße, ein Kreuz auf
dem Rücken und einen koklikoroten Schwanz hat.
(Hordorff IV., Leipzig.)
303. Königstöchterlein im Turm.
Ein Mädchen setzt sich und schlägt das Oberröcklein über den
Kopf. Die andern Kinder fassen das Röckchen mit beiden Händen an.
Eins geht im Kreise um sie alle herum und singt:
Wer sitzt in diesem Türmelein? —
Die andern:
Des Königs, Königs Töchterlein. —
Darf man sie auch beschauen? —