Full text: Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen auf der Thomasschule gesammelt. Erstes Heft. (1)

86 Besprechen. 
drei Wünsche bedeuten. Die Reiser werden ins Wasser 
gesetzt, und wenn sie aufblühen, so gehen auch die Wünsche 
in Erfüllung. (Hase Ib., Auligk b. Greitzsch.) 
9. Wenn junge Mädchen in der Andreasnacht einen 
Spiegel unters Kopfkissen legen, so sehen sie im Traume 
das Bild ihres Zukünftigen. 
(Durch Schilling IV., von dessen Tante. 
Gegend von Werdau.) 
10. In der Andreasnacht dürfen die Mädchen ihrem 
Herzallerliebsten schriftlich freilich mit Verschweigung oder 
Verhüllung des Namens (z. B. „von mir“) die Liebe er- 
klären. Auf einem weißen Streifen Papier, der auf ein 
rotes Pappherz geklebt ist, schreiben sie meist in Versform 
die Anträge. Dann hängen sie das Herz mit einem Faden 
an die Hausthür, klingeln und machen, daß sie wegkommen. 
(Hase lb., Pegau.) 
11. Wer in der Andreasnacht auf einen Kreuzweg geht, 
kann sehen, wer im Laufe des nächsten Jahres sterben wird. 
(Pflugbeil lla.) 
Belprechen. 
1. Warzen oder Geschwüre muß man bei zunehmendem 
Mond mit den Worten besprechen: 
Was ich seh', vermehr' sich (Mond), 
Was ich greif', verzehr' sich. 
(Durch Fritz Siegert Ib., von dessen Tante. 
Gegend um Schwarzenberg.) 
2. Mit einer halben Kartoffel wird die Warze be- 
strichen und die Kartoffel in den Mist vergraben. Wenn 
sie verfault ist, ist auch die Warze weg. 
(Siegert, Schwarzenberg.) 
3. Um sich von Zahnschmerzen zu befreien, geht man 
ins Freie und spricht unter dreimaliger Bekreuzigung und 
Anrufung Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen 
Geistes:
	        
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