Full text: Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen auf der Thomasschule gesammelt. Zweites Heft. (2)

102 Volkstümliches aus dem Nachlasse von Rudolf Hildebrand. 
Überdies giebt auch die alte Stabreimdichtung vollkommen 
gleiche Beispiele für Zeilen mit gesparten Senkungen. 
Zu jenem Auszählspruch giebt es eine andere Fassung, 
die ein Zuhörer (G. H.) in einem Brief vom 14. IV. 1882 
mitteilt. 
Anknüpfend an den Wunsch, den Sie am 13. d. Mts. 
im Kolleg aussprachen, erlaube ich mir, Ihnen das bewußte 
Kinderlied in der Fassung mitzuteilen, in der es uns in 
Dresden geläufig war: 
Ich ging einmal nach Engelland, 
Begegnet mir ein Elefant, 
Elefant mir Gras gab, 
Gras ich der Kuh gab, 
Kuh mir Milch gab, 
Milch ich dem Bäcker gab, 
Bäcker mir ein Brodel gab, 
Brodel ich dem Fleischer gab, 
Fleischer mir ein Würstel gab, 
Würstel ich dem Hundel gab, 
Hundel mir ein Pfotel gab, 
Pfotel ich der Schwester gab, 
Schwester mir en Dreier gab, 
Dreier ich der Mutter gab, 
Mutter mir ein Bemmel gab, 
Bemmel ich dem Vater gab, 
Vater mir 'ne Ohrfeige gab! 
Es wurden diese Verse jedoch nicht — wie einige 
Herren im Kolleg bemerkten — beim Auszählen verwandt, 
sondern sie bildeten die Unterlage für ein höchst einfaches 
Spiel. Wir setzten uns zu zweien gegenüber und schlugen 
bei den Vershebungen mit den Händen gegeneinander, bei 
den Senkungen oder musikalischen Pausen auf den Schoß. 
Das Ziel des Ganzen war eine Ohrfeige, die wir uns bei 
dem betreffenden Worte im letzten Verse gegenseitig zu ver- 
abreichen suchten. Daher begreift sich auch die Steigerung
	        
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