Kleine Sagen. 81
quillt auch das Geld. — Beim Einzug muß die junge Frau
Geld, Brot und Salz an einen sichern Platz legen, dann
tritt nie Mangel ein. (Schilling Ia., Lyz.)
324. Wenn bei der Trauung die Brautleute ihre Hände
in die des Geistlichen legen, versucht jedes, seine Hand oben-
auf zu bringen, um auch später in der Ehe die Oberhand
zu behalten. (Krömer Ib.)
325. Bei der Taufe muß ein Mädchen zuerst bei einem
Jungen Pathe stehen, dann hat es Glück, und umgekehrt
ein Mann bei einem Mädchen. (Schilling Ia., Lyz.)
326. Wenn ein Toter die Augen noch halb offen hat, so sieht
er sich nach einem anderen um, d. h. es folgt bald jemand
aus dem Hause dem Toten nach. (Seyfarth IIIa., Lpz.)
Kleine Hagen.
327. Auf dem Dache des Waisenhauses zu Döbeln soll
der Geist des Stifters (Wappenhentsch) mit einer Laterne
umgehen. Dieser ist nämlich von Einwohnern um Mitternacht
aus seinem Grabe, welches sich unter dem Speisesaal befand,
ausgegraben und im Garten wieder eingegraben worden.
Sein Geist kann nun nicht eher Ruhe finden, als bis er
wieder in seinem ersten Grabe ruht.
(Goetz IIIb., von einem Dienstboten aus Döbeln.)
328. In der Muschelsammlung jenes Waisenhauses soll es
allabendlich poltern. Man erzählt sich, dieses Poltern rühre
vom Bilde des Stifters her, das in derselben Stube hängt.
Auch auf dem Boden rumort es oft. Dort steht eine alte,
eiserne Kiste, in der ein Gegenstand hin und her rollt; viele
Schlosser haben schon versucht, sie zu öffnen, es ist aber
noch keinem gelungen. (Ders.)
329. Auf der Mauer des alten Kirchhofs zu Döbeln, der
jetzt in Parkanlagen verwandelt ist, sollen Männchen ge-
sessen haben, welche sangen:
Dähnhardt, Volkstümliches. II. 6