Full text: Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen auf der Thomasschule gesammelt. Zweites Heft. (2)

Aus der Spinnstube. — Feldarbeit. 85 
336. Es hat gefrorn, es hat geschneit, 
Ich hab mir e wackres Mädel gefreit, 
Eine schöne Dame, 
Ist bucklicht und auch lahme. 
(Ein Stück aus einem größeren Liede.) 
337. Ein Spiel aus der Spinnstube. 
Die Anwesenden bilden einen Kreis. In dessen Mitte sitzt der 
„Bischof“, der in seinen Händen einen hölzernen Teller hält und um 
seinen Hals ein Tuch, etwa ein Handtuch, hängen hat. Alle sprechen 
(oder singen) nun folgenden Vers: 
Ich ging 'mal übern Kirchhof, 
Da begegnete mir e alter Bischof, 
En andern Bischof müss' mer habn(m), 
Und soll mer'n aus der Erde grabn(m). 
Bischof! Bischof! 
Bei diesem Rufe pocht der Bischof mit dem Teller auf den Boden 
einer beliebigen Person zu, die dann zu ihm hintritt, das um seinen 
Hals gelegte Tuch faßt und ihn heftig daran zieht mit den Worten: 
Bischof! Bischofl 
Ich kämm dir deinen Bart aus, 
Wenn du mich wirst sehen lachen, 
Will ich mich an deine Stelle machen. 
Der Bischof seinerseits sucht durch starkes Reiben mit dem Teller in 
der Bauchgegend den Sprecher zum Lachen zu bringen. Lacht dieser, 
so muß er der Bischof sein, und das Spiel beginnt von neuem; im 
anderen Falle bleibt der Bischof sitzen. 
In etwas geänderter Form wird dieses Spiel auch von Kindern 
oft gespielt. (333—337 vom alt. Thomaner stud. Winkler.) 
Feldarbeik. 
338. Wenn die Dorfkinder zum ersten Mal vom Grasen 
zurückkehren, überschüttet sie die Mutter mit Wasser. Das
	        
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