Full text: Bismarcks Erbe.

Man braucht sich diesen Vorgang nur zu Ende 
zu denken, und der offene Kampf ist da: der Reichs- 
tag lehnt die Botschaft natürlich ab, und der Kaiser 
muß entweder nachgeben oder erklären, daß nach- 
dem der Reichstag die Verfassung gebrochen, er 
seinerseits sie auch beiseite setzen müsse. 
Vorübergehend erwog der Kanzler den Gedan- 
ken, den Reichstag ganz wieder zu beseitigen und 
wieder zu den Formen des alten deutschen Bundes 
zurückzukehren. Aber sofort verwarf er das wieder 
und suchte nach einer Modifikation des Wahl- 
rechts, vermöge welcher bessere Mehrheiten er- 
zielt werden konnten. Er fand sie in dem seiner 
ältesten Amtsstellung als Deichhauptmann ent- 
nommenen Satz „Was nicht will mit deichen, das 
muß weichen.“ War es nicht ein Widersinn, 
Leute, die sich in ihren eigenen Programmen als 
Feinde des Deutschen Reiches bekannten und dessen 
Zerstörung anstrebten, als Vertreter eben dieses 
Reiches zu bestellen? Bismarck dachte sich also ein 
Wahlrecht, das zwar wie bisher prinzipiell all- 
gemein und gleich, doch notorische Sozialdemo- 
kraten (worüber eine Behörde entscheiden konnte) 
ausschloß; zu diesem Zweck sollte statt der gehei- 
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