Full text: Bismarcks Erbe.

oder auch wiederholte Auflösungen sich eine andere 
Reichstagsmehrheit erzielen ließ, wie 1887, war 
völlig ausgeschlossen. Das Kartell, nicht einmal in 
sich einig, war unkräftig gegenüber dem Zusammen- 
halten aller Oppositionsparteien, des Zentrums, 
der Freisinnigen, der Sozialdemokraten und Polen. 
Die Anwendung der Gewalt, die Bismarck in 
Aussicht genommen hatte, mußte also sehr bald 
kommen, und da er einmal, wie er zu dem Führer 
der Konservativen im Reichstag, Herrn v. Hell- 
dorff sagte, sich vorgenommen hatte, den größten 
Fehler seines Lebens (das allgemeine Stimmrecht) 
wieder gutzumachen, so entsprach es weder seiner 
Natur noch seinem Alter, noch lange zu fackeln. 
Wie sehr setzen doch die Historiker ihren Helden 
herab und verflachen die Tragik seiner Laufbahn, 
die noch heute zweifelnd fragen: war seine Schöp- 
ferkraft erloschen? Seine Kraft war keineswegs 
erloschen, und diejenigen, die verbreiteten, er wisse 
nicht mehr, was er wolle, oder er sei nicht mehr rich- 
tig im Kopf, waren nicht weiser als die, die im 
Jahre 1862 gefragt hatten, ob dieser Junker denn 
jemals einen politischen Gedanken gehabt habe. 
Nicht den Strohtod des einschlafenden Alters ist er 
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