glaubt. Auch die „Deutsche Tageszeitung“ hat die
ungeheuerliche Behauptung doch nicht nachzusprechen
gewagt, sondern sie in ihrem Bericht über den
Thimmeschen Aufsatz mit vielsagendem Stillschweigen
übergangen (7. April 15) und sich wieder auf das
„Mißverständnis“ zurückgezogen. Ich schrieb darüber
noch an Herrn v. Maltzahn-Gültz, der bis Ende 1888
neben Herrn v. Helldorff Führer der konservativen
Fraktion im Reichstag war, und erhielt die Antwort:
„daß Helldorff seiner Fraktion absichtlich eine falsche
Auskunft darüber, was der Kanzler ihm als seinen
Wunsch mitgeteilt hätte, gegeben haben sollte, ist
natürlich vollständig ausgeschlossen.“
Thimme findet den Beweis darin, daß, nach Hell-
dorffs eigener Aussage, Bismarck seine Instruktion
in die Worte zusammengefaßt habe: „Mir liegt mehr
an der Erhaltung der Kartellpolitik als an dem ganzen
Sozialistengesetz.“ Diese Antwort sei vollkommen
klar und eindeutig gewesen, denn Kartellpolitik be-
deutete Zusammengehen mit den Freikonservativen
und Nationalliberalen, und da diese mit dem ab-
geschwächten Sozialistengesetz zufrieden waren, so
hätten es auch die Konservativen sein müssen.
Wenn aber Bismarck wirklich eine so klare und ein-
deutige Antwort geben wollte, weshalb hat er dann
nicht einfach gesagt: „Nehmt das Gesetz an, ich
wünsche es“ Warum die merkwürdige Umschrei-
bung: „Mir liegt mehr an der Erhaltung der Kartell-
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