Full text: Bismarcks Erbe.

empfand es anders. Ich weiß nicht, ob in der 
Weltgeschichte noch ein zweites Beispiel dafür zu 
finden ist wie hier von dem Unterschied zwischen 
der Menge und ihren Rednern, zwischen dem Volk 
und den gewählten Volksvertretern.“) Es ist keine 
Frage, daß die ungeheure Mehrheit nicht bloß 
der alten Anhängerschaft Bismarcks, sondern bis 
tief in die Reihen seiner Gegner hinein in der Art 
der Entlassung eine schnöde Undankbarkeit und 
ein unsagbares Unglück erblickten. Aber erst ganz 
allmählich im Laufe der nächsten Jahre fand diese 
Stimmung Vertreter und Gelegenheiten, sich zum 
Ausdruck zu bringen. In den politischen Kreisen 
wurde der Nachfolger mit einem allseitigen Ver- 
trauen und Wohlwollen aufgenommen, so daß ich 
damals in den „Preußischen Jahrbüchern“ einen Ge- 
sandtschaftsbericht aus England vom Jahre 1742, auf 
den Sturz Walpoles bezüglich, als Analogie anführen 
konnte, der als zutreffend durch alle Zeitungen ging: 
„Was in 28 Jahren nicht gesehen, nicht gehört, 
nicht geglaubt worden, das hat sich nunmehr er- 
*) Daß es eine reine Fiktion ist, in den Parlamenten 
die Verkörperung des Volkswillens zu sehen, habe ich ein- 
gehend dargelegt in der gedruckten Vorlesung „Regierung 
und Volkswille“. Berlin 1914. 
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