Full text: Bismarcks Erbe.

ausgehöhlt, der nicht mehr zu überbrücken war. 
Mit Bismarck hätte das Zentrum nur unter unan- 
nehmbaren Bedingungen, die deutsch-freisinnige 
Partei überhaupt nicht verhandelt. Caprivi waren 
die beiden Oppositionsparteien bereit, entgegenzu- 
kommen, und auch er kam ihnen entgegen, nament- 
lich mit der zweijährigen Dienstzeit. Bismarck, der 
eine dreijährige Dienstzeit festhalten wollte, hätte 
mit ihr die große Armeevermehrung im Reichstag 
niemals durchgebracht. 
Er verstand in Friedrichsruh die besseren Be- 
ziehungen zwischen den beiden Faktoren der Ge- 
setzgebung so wenig, daß er glaubte, der Reichs- 
tag getraue sich nicht mehr solche Opposition zu 
machen, wie einst ihm, gerade weil es den Männern 
des neuen Kurses so gänzlich an Autorität und Er- 
fahrung mangele, und warf dem Reichstag des- 
halb geradezu Nachgiebigkeit, Schwäche und Leise- 
treterei vor.*) So leicht ist es Caprivi auf die 
Dauer freilich doch nicht geworden. Auch er stieß 
auf die alte antimilitaristische Opposition, aber mit 
der Gabe der zweijährigen Dienstzeit in der Hand 
*) H. Hoffmann, Fürst Bismarck 1890—98. Bd. III, 
S. 59, 104. 
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