Erbe Bismarcks zu verwalten gesucht. Einmal
fand noch, an den Namen des Ministers von Köller
anknüpfend, ein böser Rückschlag in den falschen
Bismarckianismus statt, der eine so große Be-
wegung wie die Sozialdemokratie glaubte mit
Polizeimaßregeln niederhalten zu können, aber
bald bog man von diesem falschen Kurse wieder ab,
um nun endlich zu jener wahren Verwaltung
eines großen Erbes überzulenken, die nicht bloß
auf Erhaltung, sondern auf Mehrung und Steige-
rung des Ererbten bedacht ist.
Als Bismarck am 18. Januar 1871 im Kaiser-
saale des Versailler Schlosses die Kaiserproklama-
tion verlas, da soll auch ihn, den Eisernen, die
innere Erregung fast überwältigt haben. Der
Kanzler sprach, wie ein Augenzeuge berichtet,
anfangs mit einer vor Erregung keuchenden Brust,
bleichem Antlitz und so blutleeren Ohren, daß sie
fast durchsichtig waren. Mit Mühe rangen sich die
ersten Sätze aus der Brust, aber allmählich wurde
die Stimme klar und durchdrang den Saal, be-
sonders bei den Schlußworten „Wir übernehmen die
kaiserliche Würde in dem Bewußtsein der Pflicht,
in deutscher Treue die Rechte des Reiches und
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