in demselben Stil der Großartigkeit angriff, wie
er einst den deutschen Nationalstaat ins Auge ge-
faßt hatte, oder die Grundlinien für die neue
Sozialpolitik zog. Er suchte nach einem Mittelweg.
Das französische System, wie er es nannte, mili-
tärische Besitzergreifung und Errichtung einer staat-
lichen Verwaltung, verwarf er. Statt dessen kam
er auf einen öfter von England angewandten Modus,
nämlich die Erteilung von kaiserlichen Schutz-
briefen für Private, die auf eigene Kosten, Gewinn
und Gefahr ein Gebiet erwerben und verwalten
wollten. Fürstliche Kaufleute oder Gesellschaften
konnten auf diesem Wege Kolonialpolitik treiben,
ohne das Reich finanziell zu belasten und es poli-
tisch gleich unwiderruflich zu engagieren. Das
koloniale Programm sollte sein: Schutz den deut-
schen Pionieren, nicht staatlicher Kolonialbesitz.
Nach diesem Grundsatz wurde seit Anfang der
achtziger Jahre verfahren. Aber der erste Wider-
sacher, auf den er dabei stieß, war die deutsche
Volksvertretung. Zwar erklärten schon im März
1885 sämtliche Parteien (mit Ausnahme der Polen
und Sozialdemokraten) ihre Zustimmung zu der
Kolonialpolitik nach dem vom Kanzler entwickelten
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