zuhalten, betont auch gleich in seiner ersten Rede
(12. Mai 1890), daß nicht bloß wirtschaftliche,
sondern auch nationale Interessen und Empfin-
dungen in Betracht kämen, sein Blick aber war ge-
bannt durch die Gefahr des russisch-französischen
Krieges. Während Bismarck zwar auch in erster
Linie dieser Sorge nachhing, dabei aber doch immer
noch an der Hoffnung festhielt, daß man ihr schließ-
lich entgehen werde, rechnete Caprivi schon damit,
wie ich mich noch erinnere, aus seinem eigenen
Munde gehört zu haben, daß dieser Krieg früher
oder später unvermeidlich sei.
Die Vorsicht und Zurückhaltung, mit der die
Bismarck-Caprivische Kolonialpolitik betrieben
wurde, verschaffte Deutschland wenigstens indirekt
einen großen Erfolg: Caprivi erwarb bei der Ab-
grenzung der englischen und deutschen Gebiete
in Afrika Helgoland im Austausch für das kleine
Königreich Witu (nicht Zanzibar, wie man zu
sagen pflegt, wo wir weder Ansprüche noch Aus-
sichten hatten), und von welchem unschätzbaren
Werte diese Erwerbung für uns gewesen ist, er-
kennt die allgemeine Meinung eigentlich erst jetzt.
Damals zweifelte selbst die Marine daran, ob Hel-
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