wollte man nichts wissen. Kein Zweifel, daß
Caprivi hierin im Herzen ebenso dachte wie Bis-
marck, und wenn nichtsdestoweniger er es gewesen
ist, der die Grundlage für unsere heutige Flotte
gelegt und mit seiner außerordentlich geschickten
parlamentarischen Taktik, indem er, wie bei der
Heeresvorlage, auch die polnischen Stimmen heran-
zog, die Majorität des Reichstages dafür gewonnen
hat, so ist der Grund nicht in einer tieferen poli-
tischen Einsicht zu suchen, sondern war nichts als
Entgegenkommen gegen den Willen eines Höheren,
des Kaisers: ganz wie Bismarck einst sich für die
dreijährige Dienstzeit eingesetzt hatte, nicht sowohl,
weil er sie selbst für unerläßlich hielt, sondern weil
er den Willen König Wilhelms dadurch erfüllte. So
ist die Gründung der deutschen Flotte ausschließlich
das Werk und der Wille Kaiser Wilhelms II. gewesen,
und Caprivis Verdienst, freilich kein geringes, war
die parlamentarische Ausführung, auf welcher
Grundlage dann der Admiral Tirpitz nach langer,
ebenso kunstvoller, wie erfolgreicher Bearbeitung
der öffentlichen Meinung das Werk hochgebracht hat.
An dieser Stelle, und man kann sagen allein
an dieser Stelle liegt die wirklich große und
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