Full text: Bismarcks Erbe.

Bundesrat wurde geschaffen, vermöge dessen die 
Mittelstaaten die auswärtige Politik des Reichs- 
kanzlers glaubten kontrollieren zu können, der 
aber, wie Bismarck voraussah, nie praktisch wer- 
den konnte. Vor allem wurde die Armee nicht 
einheitlich kaiserlich, sondern die verschiedenen Kon- 
tingente wurden nebeneinander gruppiert oder 
durch Einzelkonventionen mit der preußischen ver- 
schmolzen. Noch heute ist nur die Marine, aber 
nicht die Armee kaiserlich. Bayern erhielt eine 
Reihe von besonderen Reservatrechten. 
Trotz alledem mußte die württembergische Kam- 
mer erst aufgelöst werden, um die nötige Zwei- 
drittel-Majorität für die Annahme der Verträge 
zu schaffen, und in Bayern gelang es nur gerade 
mit einer Majorität von zwei Stimmen über die 
zwei Drittel, das Werk zum Abschluß zu bringen. 
„Das kunstvoll gefertigte Chaos,“ nannte schließlich 
der Kronprinz die neue Reichsverfassung, aber als, 
nachdem König Ludwig von Bayern endlich 
den Kaiserantrag gestellt hatte, er mit Bis- 
marck zusammen das Zimmer König Wilhelms 
verließ, da reichten sie sich beide die Hand, „mit 
dem heutigen Tage sind Kaiser und Reich un- 
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