Was ich vorher von verfehlten militärischen Auf-
fassungen Bismarcks gesagt habe, hat keine wesent-
lichen Folgen gehabt und dient nur als Beweis, daß
er wirklich auf diesem Gebiet nicht beschlagen war.
Jetzt aber setzte er die ganze Gewalt seines Willens
dahinter, um Moltke zu zwingen, sich seinen An-
sichten zu unterwerfen.“)
Auch Moltke hat zuweilen daran gedacht, daß,
wenn die Aushungerung nicht zum Ziele führte,
man zur Belagerung schreiten könne und schon auf
dem Marsche von Sedan nach Paris Anordnungen
erlassen, um schwere Geschütze herbeizuführen. Aber
allmählich war ihm klar geworden, daß er damit in
einen inneren Widerspruch geraten sei. Wenn man
überhaupt belagern und bombardieren wollte, so
mußte man es von Anfang an tun, sobald es irgend
erreichbar war. Je länger aber die Einschließung
dauerte, desto näher mußte man naturgemäß dem
Termine kommen, wo die Aushungerung ihr Ziel
erreichte, desto überflüssiger also wurde das Schie-
*) Die letzte abschließende Arbeit über diese Frage dürfte
sein: „Roon und Moltke vor Paris“ von Emil Da-
niels, Preuß. Jahrb. Bd. 121 (1905) auf Grund des Buches
von Gustaf Lehmann „Die Mobilmachung von 1870“.
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