Die englische Volksvertretung. 9
Bonaparte als ersten Konsul an die Spitze von Frankreich
berief, angenommen wurde mit mehr als 3 Millionen
Stimmen gegen eintausendfünfhundert. Die Abstimmung
wurde im Jahre 1804 wiederholt, als der Konsul sich zum
Kaiser proklamieren ließ, und ergab 4½ Millionen Ja
gegen 2500 Nein. Napoleon III. wurde am 10. Dezember
1848 zum Präsidenten gewählt mit 5430000 Stimmen
gegen Cavaignac mit 1448000 Stimmen, am 2. Dezember
1851 zum Präsidenten auf zehn Jahre mit 7½ Millionen
gegen 650000; am 2. Dezember, als er zum Kaiser gewählt
wurde, waren die Nein auf 253000 gesunken. Hat nun
die Geschichtsschreibung und namentlich die demokratische
Geschichtsschreibung anerkannt, daß hier wirklich der Wille des
französischen Volkes, den man als solchen zu respektieren habe,
zum Ausdruck gekommen sei? Im Gegenteil. Man sieht
die Herrschaft der beiden Napoleons ganz und gar nicht als
Ausdruck des Volkswillens, sondern als Gewaltherrschaft,
ein „Säbelregiment“, eine „Tyrannis“ an.
Halten wir diese verschiedenen Zahlen und historischen
Erfahrungen zusammen, so ergibt sich, daß in der Kon-
struktion eines Volkswillens vermöge einer allgemeinen Ab-
stimmung irgendwelche Elemente stecken müssen, die wir
noch nicht ans Licht gezogen haben. Denn auf der einen
Seite finden wir, daß der Amerikaner sich ohne jeden Wider-
spruch heute einem Präsidenten unterordnet, der nur die
Minorität der Wählenden hinter sich gehabt hat, und auf
der anderen Seite, daß die Herrschaft der Napoleons an-
gefochten wurde, obgleich gerade sie wirklich von der un-
geheuren Masse getragen worden sind.
Prüfen wir aber die Frage, ob Versammlungen, die in
der Geschichte als Volksvertretungen bezeichnet werden, wirk-
lich den Volkswillen darstellten, noch weiter an der Ge-
Repräsentiert
das englische
Parlament den
Volkswillen?