12 Die englische Volksvertretung.
schaft, die in beiden Häusern vertreten sind, und die Parteien,
die damals um die Regierung kämpften, die Whigs und
Tories, sind, die eine so gut wie die andere, aristokratischen
Charakters*). Das Unterhaus entbehrt nicht völlig eines
gewissen Zusatzes von Mitgliedern, die unter dem Einfluß
der öffentlichen Meinung stehen. Aber diese wirklichen
Wahlelemente haben im Laufe des 18. Jahrhunderts von
ihrer Macht allmählich mehr und mehr eingebüßt.
War dieses englische Unterhaus eine Volksvertretung?
An diese Korporation knüpft sich der hohe Ruhm des eng-
lisches Parlamentarismus. Dieses so konstituierte Parlament
hat erst den Kampf gegen Ludwig XIV., dann von neuem
den Kampf gegen Frankreich im Bunde mit Friedrich dem
Großen im siebenjährigen Kriege, dann schließlich den un-
geheuren Kampf gegen die französische Republik und
Napoleon durchgefochten. Zuweilen hatte es in diesem
Kampf die öffentliche Meinung auf seiner Seite, aber keines-
wegs immer. Namentlich in dem 23jährigen Kriege gegen
die Republik und Napoleon (1793—1815), der den Eng-
ländern zwar schließlich unermeßlichen Gewinn gebracht hat,
ihnen aber auch ungeheure Lasten auferlegte, ist die öffent-
liche Meinung öfter verzweifelt und hat von der Regierung
die Herstellung des Friedens gefordert. Im Jahre 1809
war selbst die City von London so weit, zu petitionieren,
daß Wellington mit seinem Heer aus Spanien zurück-
gerufen werden möge. Zum Heil Englands und der Welt
ist die Regierung, die die große Moajorität des Unterhauses
hinter sich hatte, fest geblieben. Sie fesselte die Mitglieder
des Hauses an sich durch die Wohltaten, die sie ihnen er-
*7) Vgl. meinen Aufsatz „Whigs und Tories“ in der Sammlung
meiner „Historischen und politischen Aufsätze".