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der Zinssätze in den ersten Wochen absieht, in denen sich die
Konsequenzen der politischen Verwicklungen für den Geldmarkt
noch nicht recht übersehen ließen und in denen dieser die außer-
ordentlichen Ansprüche der Mobilmachungswochen zu befriedigen
hatte, so kann man das Gesamtgepräge des deutschen Geld-
marktes als durch den Krieg nicht wesentlich verändert bezeichnen.
Die Bewegungen der Zinssätze lassen deutlich erkennen, das sein
Grundcharakter auch heute noch derjenige eines leichten Geld-
standes ist. Zum Teil freilich ist diese Erscheinung auf die
Rechnung einer teilweisen Einschränkung der wirtschaftlichen
Produktion und der Verringerung der Umsätze in Wertpapieren
zu setzen. Vor einer Ueberschätzung dieser Momente aber muß
man sich hüten, weil sich andererseits für den Geldmarkt aus
dem Kriege ein Zuwachs an neuen Aufgaben ergibt, der der
Einschränkung seiner alten Aufgaben gegenübersteht.
Die in normalen Zeiten zur Verfügung stehenden, an der
Börse notierten Zinssätze für Privatdiskonten, für tägliches Geld
und für Ultimogeld, an Hand deren sich die Geldmarktslage am
sichersten beurteilen läßt, fehlen gegenwärtig infolge des Börsen-
schlusses. Ebenso charakteristisch aber sind die Zinssätze, welche
die großen Berliner Banken bisher für täglich abhebbare Depo-
sitengelder vergütet haben. Es wurden gezahlt:
bis 1. August 1914 11/2°/o
bis 14. August 1914 Alfaio
bis 2. Dezember 1914 3l/y%jo
bis 31. Dezember 1914 3";o
und seit 1. Januar 1915 io.
Der Reichsbankdiskont betrug vor dem Ausbruch des Krieges
4°, wurde am 30. Juli auf 5°% und am 31. Juli auf 6°%
erhöht. Dank der günstigen Verfassung der Reichsbank konnte
er jedoch am 23. Dezember wiederum auf 5°/s ermäßigt werden.
Der offizielle Zinssatz unseres Zentralnoteninstituts hat also
weder in den Mobilmachungswochen eine so abnorme Höhe erreicht,