Full text: Die deutsche Volkswirtschaft im Kriege.

Die Gesamtsumme aller Einlagen bei deutschen Sparkassen 
aber war am Schlusse des Kriegsjahres 1914 um 900 Millionen M. 
größer als Ende 1913. 
Eine ähnlich erfreuliche Entwicklung weist der Postscheck- 
verkehr auf. Die Zahl der an ihm beteiligten Kontoinhaber ist 
im Jahre 1914 um 18600 gestiegen. Die Gesamtguthaben der 
Kontoinhaber, die sich am Ende des ersten Halbjahrs 1914 auf 
rund 240 Millionen Mark beliefen, haben sich trotz des Krieges, 
obwohl im Juli die Stammeinlagengrenze von 100 M. auf 50 M. 
herabgesetzt worden ist, bis auf 295 Millionen Mark zum Jahres- 
schluß erweitert. 
Die Vorgänge auf dem deutschen Kapitalmarkt tragen 
naturgemäß am deutlichsten den Stempel der Zeit. Bei der Ein- 
engung der deutschen Volkswirtschaft ist es erklärlich, daß sich 
die Zahl der Neuinvestierungen in engeren Grenzen hält als 
sonst, und daß darum gegenwärtig die Summen Anlage suchen- 
den Kapitals verhältnismäßig große sind. Der Kapitalbildungs- 
prozeß kann in einer Wirtschaftsgemeinschaft, wie der deutschen, 
die schon in Friedenszeiten einen großen Teil ihrer Kräfte auf 
die Befriedigung der binnenländischen Bedürfnisse konzentriert 
und es im Kriege verstanden hat, sich fast ganz auf die ab- 
geschlossene Eigenwirtschaft einzustellen, selbstverständlich nicht 
zum Stillstand kommen. Infolgedessen sammelt sich ohne Unter- 
brechung eine starke Kapitalreserve an, die den besonderen Be- 
dürfnissen des Reichs im Kriege zugute kommen muß und für 
die Durchführung aller infolge des Krieges notwendig werdenden 
sozialen und wirtschaftlichen Hilfseinrichtungen eıne sichere Grund- 
lage biste. Am deutlichsten hat sich die außerordentliche Kraft 
des deutschen Kapitalmarktes wohl gelegentlich der Zeichnung 
der Reichskriegsanleihe bewiesen. Das Endresultat aller Zeich- 
nungen überstieg mit 4,481 Milliarden M. bei weitem das Ziel 
der finanziellen Erwartungen des Reiches, und der überraschend 
schnelle Eingang der Einzahlungen auf die gezeichneten Werte
	        
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