28
Mit der Möglichkeit einer ausreichenden Beschäftigung der
vorhandenen Arbeitskräfte aber ist eine grosse soziale Gefahr
unschädlich gemacht.
Die wichtigste Sorge für alle kriegführenden Länder bildet
jedoch die Frage der Volksernährung. Grade in dieser Hinsicht
aber ist Deutschland dank seiner leistungsfähigen Landwirtschaft
einer ernsten Gefahr nicht ausgesetzt, weil es bei sparsamem
Verbrauch in der Lage ist, auf die ausländische Zufuhr völlig zu
verzichten und ganz aus der eigenen Produktion zu schöpfen.
Wie bereits erwähnt, hat die deutsche Regierung die geeigneten
Vorkehrungen getroffen, um den Konsum der hauptsächlichsten
Nahrungsmittel auf das notwendige Mass zu beschränken, sodass
ein Mangel bis zur Einbringung der neuen Ernte nicht zu be-
fürchten ist. Die deutsche Ernte des Jahres 1914, die bei Aus-
bruch des Krieges noch größtenteils auf dem Halm stand, ist
trotz des infolge der Mobilmachung eingetretenen Mangels an
landwirtschaftlichen Arbeitskräften mit Hilfe einer schnellen Organi-
sierung aller verfügbaren Hilfskräfte sicher eingebracht worden.
Ebenso konnte in allen Teilen des Reiches die Winteraussaat
zur rechten Zeit vorgenommen werden. Der amtliche Saaten-
standsbericht vom Dezember 1914 lautet durchaus zufriedenstellend
und verspricht bis jetzt eine mehr als mittelgute Ernte. Unter
Zugrundelegung der Begutachtungsnoten von 1 sehr gut,
2 = gut, 3 mittel (durchschnittlich), 4 gering und 5
sehr gering stellen sich die Ernteaussichten in den hauptsäch-
lichsten landwirtschaftlichen Gebieten des Reiches ziffernmäßig
wie in der Tabelle auf Seite 29 dar.
Trotz aller Schädigungen durch den Krieg ist die Intensität
der deutschen Volkswirtschaft wesentlich größer, als es den
Feinden Deutschlands lieb ist. Die eigenen Bedürfnisse und der-
jenige Teil des deutschen Exports, der einerseits durch das Aus-
bleiben ausländischer Rohstoffzufuhren nicht lahmgelegt und
andererseits durch die Maßnahmen der Gegner Deutschlands nicht