Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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Unternehmen des Kommerzienrats Otto aus Stuttgart Erwähnung. Rings um Saadani 
wurden von zehn Unternehmungen 17 000 ha für Baumwolle belegt. Weitere Plantagen 
entstanden — wie schon erwähnt — am Rufidji und im Bezirke Lindi. 1908 zählte man 
bereits 364 Pflanzungen. 
Auch das Bergwesen des Schutzgebietes nahm einen Aufschwung. 1908 bildete sich 
als Tochtergesellschaft der Zentralafrikanischen Bergwerksgesellschaft die Kironda- 
Goldminengesellschaft, und erwarb von dem Irangisyndikat die Fundstelle Sekenke 
bei dem zu Kilimatinde gehörigen Posten Mkalama. Schon im Jahre darauf waren 
hier 20 Europäer und 500 bis 700 Farbige tätig, die 3500 t Erz förderten, das 170 kg 
Gold und 25 kg Silber im Werte von 400 000 Mark ergab. 1911 verteilte die Gesell- 
schaft, eine Gründung des bekannten Afrikaners Hauptmann a. D. Schloifer, 8 Proz. 
Dividende. Die genannte Bergwerksgesellschaft, ebenfalls eine Schloifersche Gründung, 
setzte 1910 in Njasamo (Bezirk Mnansa) ein Fünfstempelpochwerk in Betrieb, das täglich 
10 t Erz verarbeitete. Auch der Glimmerabbau im Ulugurugebirge und die Salzpro- 
duktion der Saline Gottorp machte Fortschritte. Erwähnt sei noch das Auffinden des 
unerschöpflichen Dinosaurierkirchhofes im Bezirk Lindi 1908, ans dem man alsbald die 
gewaltigen Skelette für die dentschen Museen anszugraben begann. 
Bei den gewerblichen Anlagen sei erwähnt, daß die mehrfach vergrößerte Dar- 
essalamer Brauerei 1909 2400 hl produzierte, sodann das große Hotek Kaiserhof, das 
die ostafrikanische Eisenbahngesellschaft baute und die Bau= und Möbeltischlerei Roth- 
bletz, die seit 1911 mit elektrischem Antrieb arbeitet. In Tanga wurde 1911 eine Handels- 
bank eröffnet, der es möglich war, umfangreichere Bankgeschäfte zu betreiben, als die 
Notenbank in Daressalam es darf. 
Das Gouvernement entfaltete eine rege gesetzgeberische Tätigkeit. Sie zielte be- 
sonders auf Senchenbekämpfung und Arbeiterschutz ab. Endemische Menschen= und 
Tierkrankheiten erfordern Jahr für Jahr enorme Opfer. Ihrer Verbreitung wurde 
von Rechenberg durch energische gesetzgeberische Maßregeln und mit einem Aufwande 
großer Mittel entgegengearbeitet. 
Fand diese Tätigkeit des Gouverneurs ungeteilte Zustimmung, so entfesselte seine 
Arbeiterschutzgesetzgebung um so größeren Widerspruch. Und in der Tat haben die Arbeit- 
geber mit Recht bestritten, daß ein so weit gehender und doch wieder so einseitiger Eingriff 
der Staatsgewalt zugunsten der Arbeiter nötig war. Die Zeiten des Arbeiterüberflusses 
waren ja längst vorüber. Schon wurde überall der Plantagenassistent rücksichtslos entlassen, 
der die Arbeiter durch schlechte Behandlung vergrämte; schon überbot man sich bei der 
Konkurrenz um den Arbeiter in Fürsorge und Freundlichkeit. Immerhin darf der 
berechtigte Kern der Rechenbergschen Fürsorgegesetzgebung nicht verkannt werden. 
Deun natürlich gab es auch in Deutsch-Ostafrika, wie überall, gewissenlose Arbeitgeber, 
die mit dem Leib des Eingeborenen Raubban trieben und die eigene intellektuelle Uber- 
legenheit zum Beschwindeln der Schwarzen ausnutzten. Nur war unverkennbar, daß 
der Gouverneur immer und überalk die Anbeiter begünstigte. Verließ er schon das 
Prinzip der Selbstregelung durch freie Konkurrenz, legte er schon den Pflanzern Zwangs- 
ansgaben, Kontrollen und andere — unr infolge des Taktes der ausführenden Organe 
nicht als Schikane empfunden — Beschränkungen auf, so mußte er auch eine Gegengabe 
bieten: die Mitwirkung des Verwaltungsorganismus bei der Linderung der Mbeiternot. 
Hier aber erinnerte sich der Gonvernenr plötzlich wieder seiner liberalen Grundsätze und 
leistete einen Widerstand, dessen Hartnäckigkeit als böser Wille empfunden wirde. 
Besonders schlimm aber war die schließliche Erkenntuis, daß man den Mtbeiterschutz mit 
falschen Mitteln und an falscher Stelle gesichert hatte. Nicht der Pflanzer erwies sich 
als Ausbenter und Schädiger, sondern der professionelle Anwerber. Der hatte nur ein 
Interesse: an schnellem Umsatze, au großem Verdienste in kurzer Zeit; nicht das geringste 
aber an der Eihaltung der Leistungsfähigkeit und des Vertrauens der Arbeiter, an der 
Schonung unseres „wertvollsten Altivums“. Und da das Gonvernement nicht eingriff, 
sahen sich Arbeiter und Pslanzer mehr und mehr auf diese modernen Sklavenjäger 
 
	        
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