Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

  
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Regel nur Unteroffiziere gemacht werden, die im Zivilberuf Handwerker sind, bilden 
diese die Askari in Handwerken aus. Sie besorgen nicht nur als Schuster, Schneider 
und Sattler die Arbeiten auf Kammer, sondern sind Tischler, Zimmerleute, Schmiede, 
Schlasser und Maurer. Sie sind dauernd am Wegeban beschäftigt. 
Uberall in den Bezirkshauptstädten gibt es Lazarette für Farbige. Zur Behandlung 
der Enropäer und Eingeborenen ist, wenn nicht gleichzeitig eine Kompagnie am Be- 
zirksorte ihren Sitz hat, ein Regierungsarzt oder Sanitätsoffizier kommandiert. 
Oft auch ist dem Bezirksamtmann für die Wege= und Brückenbauten ein Techniker 
oder Handwerker beigegeben, wo Schulen bestehen, ein Lehrer, wo, wie an der Binnen- 
grenze, den Bezirksämtern die Zollerhebung obliegt, auch ein Zollbeamter. In vieh- 
reichen Bezirken sind Tierärzte, in waldreichen Bezirken Förster zum Bezirksamt 
kommandiert. Von den angegliederten Vermessungsbureaus ist schon gesprochen worden. 
Die Tätigkeit des Bezirksamtmannes ist nach alledem außerordentlich vielseitig, 
besonders wenn man bedenkt, daß fast jedes Amt noch seine Versuchsgärten und 
.plantagen besitzt. 
Dem Bezirksamtmann steht. ähnlich wie dem Gonverneur der Gonvernementsrat, 
ein Bezirksrat zur Seite, den er insbesondere bei der Aufstellung des Etats der Bezirke 
hören muß. Durch die den Bezirksämtern überwiesenen Selbstbewirtschaftungsfonds 
von beträchtlicher Höhe ist hier ein weiter Spielraum geschaffen. 
Die Haupttätigkeit der Bezirksämter ist außer der Rechtsprechung und Polizei 
die Steuererhebung, der Wegeban und die Inbesitzuahme und Verpachtung von Kron- 
land. Diese drei Zwecke erfordern viele, Wochen und Monate danernde, Bezirksberei- 
sungen. Auch die untergeordneten Dienststellen müssen revidiert werden. Als solche 
kommen in Betracht die Nebenstellen, meist mit einem Sekretär, einem Wachtmeister, 
einem Kanzleibeamten und einem Detachement der Polizeiabteilung besetzt, und die 
eigeborenen Beamten. Wo tüchtige Häuptlinge vorhanden sind, hat man diesen die 
Verwaltung unterster Instanz überlassen; wo dies nicht der Fall war, hat man Akiden 
eingesetzt. Das sind Araber oder gebildete Suaheli, in den letzten Jahren auch schon 
vielfach Zöglinge der Regierungsschulen, die ein Monatsgehalt von 25 bis 80 Mark 
beziehen und meist zwei bewaffnete Polizeidiener zur Verfügung haben. Wo die 
angestammten Häuptlinge (Jumben) die Steuererhebung und die Verwaltung aus- 
üben, erhalten sie 5 Proz. der abgelieferten Beträge als Eutschädigung für ihre Mühe- 
waltung. Uber die Tätigkeit der Distriktskommissare ist bereits gesprochen worden. 
Der Post= und Telegraphendienst untersteht nicht dem Gouverneur, sondern 
direkt dem Staatssekretär des Reichspostamtes. Der Chef in der Kolonie ist der Post- 
direktor in Daressalam, dem 3 Postinspeltoren, 24 Beamte, 13 Unterbeamte und 
etwa 100 farbige Hilfskräfte zur Verfügung stehen. Da im Schutzgebiete zwei Post- 
ämter (Daressalam und Tanga) und 44 Postagenturen bestehen, erhellt, daß die meisten 
(20 nebenamtlich von Angehörigen des Gonvernements und der Schutztruppe ver- 
waltet werden. An Telegraphenlinien sind 2500 km in Betrieb, Ortsfernsprechnetze 
gibt es 15. Uber Sansibar ist das Schutzgebiet durch ein Kabel an das Welttelegraphen- 
netz angeschlossen. Funkentelegraphenstationen bestehen in Muansa und Bukoba. 
Die Volkswirtschaft. 
Das Schutzgebiet zählte 1913 5336 Weiße gegen 1131 im Jahre 1900. 4107 besaßen 
die Reichsangehörigkeit. Die meisten Weißen —1053 — zählte der Bezirk Daressalam, 
dann folgten Moschi mit 967, Tanga mit 581 
Die farbige Bevölkerung wird auf 7½ Millionen geschätzt, darunter etwa 15 000 
Nichteingeborenc (Inder, Araber usw.). *r- Z 
Die Volkswirtschaft der Kolonie beruht, wie wir gesehen haben, wesentlich auf 
Plantagen= und Ackerbau, daneben auf Viehzucht. Bergbau und Industrie treten noch 
nicht erheblich hervor. 6 " 
Die Produlte der eingeborenen Landwirtschaft gelangen nur in sehr geringem
	        
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