Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

  
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Maße zur Ausfnhr, weil sie im Lande verbrancht werden. Eine Produktionsstatistik 
ist daher zurzeit nicht möglich. Eine Erzeugung über den eigenen Bedarf hinans findet 
zwar statt, aber sie ist doch nicht groß genng, um 100 000 bis 150 000 nicht von ihrer 
Eigenproduktion lebende Neger zu ernähren. Das beweist die Reiseinfuhr, die früher 
durchschnittlich 700 000 Mark betrug und jetzt auf 3⅛½ Millionen Mark gestiegen ist. 
Ihr steht eine Ansfuhr von 120 000 Mark entgegen, weil der ostafrikanische Reis eine 
im Auslande gesuchte Qualitätsware ist; übrigens hat Deutsch-Ostafrika zur Reiskultur 
geeignete Gebiete genug, um nicht nur den eigenen Bedarf zu decken, sondern — wenn 
die Transportwege ausgebaut sind — anch erhebliche Mengen auszuführen. 
Das Hauptnahrungsmittel liefern Hirsearten (Mtama, Mawele, Ulesi) und bei 
den Stämmen der Bergländer die Banane, so daß man die Eingeborenen unserer 
Kolonie in Getreide= und Bananenesser teilen kann. Die Bananenesser sind in der 
Regel gleichzeitig Viehzüchter, also Gemischtkostesser. Weiter kommen Maniok, 
Mais, Reis, Süßkartoffeln (Bataten), Hülsenfrüchte und Gemüse in Betracht. 
Zichtig für die Ansfuhr sind von den Produkten der eingeborenen Landwirtschaft 
die Olfrüchte. 
Drricht steht Kopra, der getrocknete Jnuhalt der Kokosnuß, das geschätzteste Roh- 
material auf dem Kunstbuttermarkt Europas. Ein nicht unerheblicher Bruchteil der 
Auefuhr ist übrigens den europäischen Pflanzungen zuzuschreiben; aber der weit über- 
wiegende Teil ist boch Produktion der Eingeborenen, allerdings der gehobenen, halb 
arabisierten Küstenbevölkerung. 1899 führten wir nur für ea. 100 000 Mark aus, 
1905 schon für ea. 900 000, 1912 für ca. 1 600 000 Mark. 
Ist Kopra ein Küstenprodutt, so sind die exportierten Erdnüsse wesentlich das 
Erzeugnis Ussukumas, das mit der britischen Ugandabahn zur Küste gelangt. Nur ein 
Viertel der Gesamtansfuhr stammt nicht aus dem Bezirk Muansa. 1903 machte dieses 
einen ersten Versuch mit einer Ansfuhr im Werte von 12 000 Mark; 1905 waren es 
bereits 126 000, 1911 360 000 Mark. Die Gesamtansfuhr beträgt 1912: 1,3 
Millionen Mark. 
Sesamm ist ein sehr schwankender Artikel, da seine Kultur empfindlich vom Wetter 
beeinflußt wird. Die Ansfnhr, deren Hauptmenge (ein Drittel) aus Kilwa kommt, 
bewegt sich zwischen 85 000 (1890) und 500 000 Mark (191)2. Es dient wie die Erdnuß 
zur Herstellung von Speisefetten und feinen Olen; alle drei Olfrüchte finden auch 
in der Konditorei Verwendung. 
In Bukoba ist auch Kaffee in der Hauptsache Eingeborenenkultur. Die Ausfuhr 
beträgt 475 000 Mark, gegen 113 000 Mark noch im Jahre 1909. Die Gesamtausfuhr 
der Kolonie beträgt 1,0 Millionen Mark; so daß drei Viertel auf die europäische 
Kultur entfallen dürften. Die Preise stiegen in der gleichen Zeit von 39 auf 94 Pfennig 
pro kg. Die Eingeborenen besitzen über 300 000 Bänme. 
Für die Verbreitung des Banmwollbaues unter den Eingeborenen sorgen die 
Bezirkslandwirte des Gouvernements und das kolonialwirtschaftliche Komitee besonders 
durch die Garantie eines Mindestpreises; denn große Schwankungen oder gar Preis- 
stürze würden die Eingeborenen mißtranisch machen und von der Ausdehnung ihrer 
Kulturen abschrecken. Es wurden 260 000 kg Saat kostenlos ausgeteilt. In der 
Ausfuhr läßt sich die europäische von der eingeborenen Kultur nicht trennen, doch soll 
zurzeit die eingeborene bedentend überwiegen. Die Ausfuhr betrug 1003 93, 1005 1888, 
1910 6227, 1911 10 804 Doppelzentner im Werte von 1 332 000 Mark. 
Der Viehbestand der Kolonie wird auf über 2 Millionen Rinder, 5 Millionen 
Stück Kleinvieh und 9000 Esel geschätzt. Jedenfalls ist der Stand vor der Ninderpest 
(1892/93) längst wieder erreicht. Das Vieh ist aber durch Inzucht und mangelnde 
Zuchtwahl stark degeneriert, abgesehen von dem der hamitischen Völker (Watussi, 
Massai) und allenfalls der Wahähä und Wagogo, die die Grundprinzipien der Zucht 
kennen und beachten. Deshalb steht hier den belehrenden Bestrebungen des Gonverne- 
ments und der enropäischen Initiative noch ein weites Feld offen. Leider aber geben
	        
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