Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

   
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die Eingeborenen Vieh, selbst wenn die Weiden überstockt sind, nur sehr ungern ab. 
Das Fleisch wird im Lande verbraucht. Die Ansfuhr an eingekochter Butter (Samli) 
beträgt 187 000 Mark. Die Ausfuhr an Häuten und Fellen stieg mit der Inbetrieb- 
nahme der Ugandabahn von 1899 bis 1905 auf das Zehnfache — 1200 000 Mark — 
und beträgt zur Zeit über drei Millionen. · 
Die Sammeltätigkeit der Eingeborenen erstreckt sich anf Kopal, Wachs und Kautschuk. 
Kopal ist das fossile, ans dem Sande gescharrte Harz eines Waldbanmes, das zur 
Herstellung der feinsten Lacke verwendet und deshalb hoch bezahlt wird. Der ost- 
afrikanische Kopal ist wie sein Reis, seine Baumwolle, sein Kaffee Qualitätsware. 
Kopal aus Dentsch-Ostafrika wird dreimal so hoch bezahlt als solches aus anderen 
Ländern. Leider geht der Export mit der Erschöpfung der Bestände dauernd zurück; 
1899 betrug er noch 277 000 Mark, 1911 nur 107 000 Mark. "“ 
Der Wert des Bienenwachses wurde den Eingeborenen in den ersten. Jahren 
dieses Jahrhunderts bekannt. 
1903 betrug die Ansfuhr 140 000 Mark 
1904 „ „ „ „ 575 000 „ 
1905 „ „ „ 1.290 000 „ 
Aber bald kam der Rückschlag. Denn der Eingeborene kennt Bienenzucht in 
unserem Sinne nicht. Er hängt wohl ausgehöhlte Baumstammstücke und Rindenröhren 
in den Bäumen anf, damit sich die Bienen darin ansiedeln; aber um den Honig — und 
neuerdings das früher weggeworfene Wachs — zu gewinnen, tötet er den Stock durch 
Ausräuchern. Die Ansfuhr betrug 1909 und 1910 660 000 und 670000, 1911 817000 Mk. 
Mehr noch ist der Export von wildem Kautschuk zurückgegangen, weil der Einge- 
borene die in den Urwäldern sich von Banum zu Baum schlingende Liane nicht anzapft, 
sondern durchhaut und somit tötet. Von 1910 zu 1911 allein ist ein Rückgang von 
2 900 000 auf 1 171 000 Mark zu verzeichnen. 
Über den Eingeborenen als Arbeiter haben wir bereits gesprochen. Im ganzen sind 
80 000 Eingeborene als Plantagenarbeiter 
2200 „ im Bergban 
16 400 „ beim Bahnbau 
4 400 „ im Bahnbetriebe 
4 800 „ als Arbeiter bei den Behörden 
2 500 „ in kaufmännischen Betrieben 
also rund 110 000 „ als Arbeiter in europäischen Diensten tätig. 
Wenn man 20 000 Träger, die Askari, die Diener der Europäer und Inder, 
die Matrosen usw. hinzuzählt, dürfte man anf 150 000 Mann kommen, die als Lohn- 
arbeiter ihr Brot finden. Demgemäß würden, wenn die neuerliche Angabe, daß 
die Kolonie nur 7 500 000 Köpfe zählt, richtig ist, 2 Proz. oder jeder fünfzigste Mensch 
in Diensten der Europäer und der zugewanderten Faubigen stehen, und allerdings eine 
erhebliche Erhöhung der Albeiterzahl schwierig sein. Die Volksvermehrung geht leider 
nur recht langsam vor sich; an der Küste besteht sogar bei den eingeborenen Frauen 
die Tendenz, die Nachkommenschaft künstlich zu verringern. Auch ist die Kindersterblich- 
keit enorm, weil die Ernährung und Pflege gänzlich irrationell ist. Zudem wirken die 
Wurmkrankheit und Geschlechtskrankheiten degenerierend. Des Arztes und des Hy- 
gieuikers harren hier noch große Aufgaben. Außer diesen langsam wirkenden Mitteln 
zur Hebung der Volksdichtigkeit muß aber auch durch eine Erhöhung der Stenern und 
der Zölle auf Luxusartikel der Eingeborenen — bunte Tücher — auf eine vermehrte 
Nachfrage nach Abbeit hingewirkt werden. Denn um die Kolonic rentabel zu machen, 
ist nicht nur die Erhaltung und Prosperität der bestehenden, sondern auch eine Anlage 
von neuen Plantagen nötig.
	        
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