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360 km die Grenze Südwestafrikas gegen das portugiesische Gebiet. Der Fluß
führt dauernd Wasser, das in und nach der Regenzeit über die Ufer tritt und
weite Überschwemmungsgebiete schafft. Trotzdem aber sind die Nebenflüsse, die ihm
aus dem deutschen Gebiet von Südwesten und Süden her zustreben, ausnahms-
los periodische, deren Betten sich nur in der Regenzeit mit Wasser füllen. Die
bekanntesten von diesen „Omuramben“, wie die landesübliche Bezeichnung launtet,
sind der Löwen-Omuramba und der Omuramba-u-Omatako, der tief im Jnnern des
Hererolandes in der Gegend des Omatakoberges, etwa 70 km nordöstlich von
Omaruru, entspringt und nach fast 600 km langem Lauf längs der Grenze des
Sandfeldes den Okavango erreicht. Die Breite des Okavango beträgt zwischen
120 und 200 m, seine Tiefe bis zu 5 m. Er ist in seiner ganzen Länge für die
Boote der Eingeborenen befahrbar.
Diese, die Owakwangari, leben in zahlreichen Dörfern, die oft eine unnnter-
brochene Kette von Niederlassungen bilden, längs des Stromes. Ihre Zahl ist
noch nicht festgestellt worden. Ihre Gesinnung gegen gelegentliche kleinere deutsche
Expeditionen war schwankend, aber im allgemeinen — wohl nicht zum geringsten
Teil im Hinblick auf die gute Bewaffnung der Besucher — nicht unfrenndlich.
Angebaut werden in erster Linie, wie im Ambolande, Kafferkorn und Bohnen,
ferner Hirse, Erdnüsse, Kürbisse und Tabak. Viehzucht wird nicht getrieben, da-
gegen liegen die Owakwangari mit Eifer und großem Geschick dem Fischfang ob.
Im Gegensatz zum Zentrum des Ambolandes, in dem die dicht beieinander
wohnende Bevölkerung das afrikanische Großwild längst vertrieben hat, ist die
Fauna des Okavangotales reich und mannigfaltig. Starke Rudel von Elefanten
und Zebras ziehen im Schutz der Nacht zum Flusse, Flußpferde und Krokodile
beleben die Wasser und zahlreiche Antilopenarten, vom mächtigen Elan bis zur
Zwergantilope, bewohnen das üppig bewachsene Flußtal. Ebenso zahlreich ist
das Raubwild, vom Löwen und Leoparden bis hinunter zum nächtlich umher-
schweisenden Schakal. Unter dem Wassergeflügel treten neben den im ganzen
Schutzgebiet verbreiteten Süßwasserenten und Wildgänsen hier besonders Reiher,
Kraniche und Marabus hervor.
Hauptmann Richard Volkmann, einer der besten Kenner des nördlichen Schutz-
gebiets, hat mit Recht öfter darauf hingewiesen, daß am Okavango in der Pro-
duktion des Landes Schätze ruhen, auf deren baldige Hebung die deutsche Regie-
rung ihr Augenmerk richten sollte. Er führt an, daß der jungfräuliche Boden
des Okavangotales alljährlich zwei reiche Ernten hervorbringt, daß aber die untz-
baren Landstriche — vor allem die Uberschwemmungsgebiete mit ihren reichen
Schlickablagerungen — vorläufig noch zum allergrößten Teil brach daliegen.
Welche Kulturen sich zum Anbau eignen, ist noch unbekannt. Doch glaubt Volk-
mann, daß Mais, Weizen und vielleicht auch Reis und Zuckerrohr diejenigen
seien, mit denen Versuche angestellt werden müssen, wenn erst einmal eine Eisen-
bahn das Okavangotal erreicht und die Verbindung mit dem Eisenbahnnetz Süd-
westafrikas hergestellt haben wird. Eine solche Bahn würde, von Tsumeb aus-
gehend, wenig mehr als 200 und von Grootfontein etwa 240 km Länge haben.
Von dem letztgenannten Orte aus führen zwei Straßen hinauf zum Okavango,
eine westliche, die über Tsintsabis, am Omurambo-u-Ovambo scharf nach Norden
laufend, den Fluß bei der deutschen Polizeistation Kuringkuru erreicht, und eine
westliche längere, die, über Neidsaß nach Nordosten laufend, dem Omuramba-u=
Omatako folgt. Auf portugiesischer Seite sind in neuerer Zeit eine Reihe von
Forts längs des Okavango angelegt worden, während auf deutscher Seite im
gesamten Okavango= und Caprivizipfelgebiet nur zwei Polizeistationen, das bereits
erwähnte Kuringkuru und, etwa 650 km östlich, der Sitz der „Residentur Caprivi-
zipfel“, Schuckmannsburg, vorhanden sind.
OÖstlich des Okavangogebiets dehnen sich 400 km weit im Caprivizipfel wenig