Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

  
begangene Gebiete aus, die zunächst in grasreichen Steppen bestehen und daun, 
vom Eintritt des Maschiflusses in das deutsche Gebiet, weithin sumpfige und von 
zahlreichen Kanälen und Flüßchen durchzogene Landschaften bilden, die geo- 
graphisch als das Linjantibecken bezeichnet werden. Das deutsche Gebiet endet 
hier etwa 20 km östlich des 25. Längengrades in einer scharfen Spitze zwischen 
dem Laufe des Sambesi und dem des Linjanti oder Tschobe. Dieser Teil wird 
von den Barotse bewohnt. Nur 60 km trennen uns an dieser östlichsten Spitze 
des deutschen Gebiets von den Viktoriafällen des Sambesi und von den Gleisen 
der Kap—Kairo-Bahn. 
Im Grenzgebiet zwischen dem Ambo= und Hereroland liegt die Etosa-Pfanne, 
eine gewaltige bassinartige Niederung, die sich in der Zeit der großen Regen mit 
Wasser füllt, das aber in den flacheren Teilen schnell verdunstet. In der Trocken- 
zeit bilden sich an den Rändern der Pfanne dann weitausgedehnte, von Sal- 
peterausscheidungen weiß schimmernde Flächen, die nach der Mitte der Etosa in 
tiefen Morast übergehen, in dem hier und da tiefe Wassertümpel auftauchen. 
Spärliche Gräser, Buschwerk, Schilf und Räöhricht begrenzen die Ufer der Pfanne. 
Schon von alters her ist diese Gegend als ein bevorzugter Zufluchtsort des 
Großwildes bekannt, und diesem Umstand hat die Regierung zum Schutz des 
Wildes dadurch Rechnung getragen, daß im Jahre 1907 das Gebiet der Etosa- 
pfanne mit den westlich bis zum Meere angrenzenden Landschaften zum Wild- 
reservat erklärt wurde. 
  
auf die am weitesten nach Norden gelegenen Bezirke Grootfontein und Orutjo, 
denen nach Süden zu, zugleich die Hauptlandschaften des Herero= oder Damara- 
landes bezeichnend, die Bezirke Waterberg, Omaruru, Karibib, Okahandja und, 
am weitesten nach Osten vorgeschoben, Gobabis folgen. 
Im Damaralande liegt eines der bevorzugtesten Steppenweidengebiete der 
Welt vor uns. Von den Grenzen des Kaokofeldes im Westen bis hinauf zum nörd- 
lichsten Teil des Grootfonteindistrikts und von dort in fast gerader Linie auf 
Gobabis — von Okombahe an den Nordwestausläufern des Erongogebirges bis 
hinunter zu der Linie Jakalswater—Windhuk—Gobabis dehnt sich das Land „der 
blauen Berge und des gelben Grases“ aus. 
Wer den Wert des Damaralandes für die Viehzucht voll einschätzen will, 
muß es zu der Zeit gesehen haben, als noch die Herero als Herren dieser Gebiete 
hunderttausende von Rindern auf ihren Weiden hielten. Ein Blick auf die Karte 
läßt uns bereits die überaus große Zahl der namentlich bezeichneten Wasser- 
stellen erkennen. Hentzutage wird nach der Vertreibung der Herero nur ein sehr 
geringer Teil der Weiden durch das Vieh der weißen Farmer ausgenutzt, das 
zahlenmäßig weit hinter den Herden der Herero zurückbleibt. So entsteht der 
gewaltige Unterschied zwischen den Bildern, die der Reisende früher empfing, wenn 
er das Land der Herero durchzog, und denen, die er heute empfängt, wenn er 
mit der Eisenbahn dasselbe Gebiet durchanert. Denn während heutzutage Herden 
längs des Schienenstranges sehr selten sichtbar werden, weil die geringere Zahl 
des Großviehs in der Landschaft verschwindet, waren früher die zahllosen Dörfer 
und Viehposten der Hereros frühmorgens und abends in den Staub der aus- 
ziehenden und heimkehrenden Herden gehüllt. Diese Betrachtung läßt einen Schluß 
auf die weitere starke Entwicklungsfähigkeit des Landes zu, das tausende und 
abertansende von Rindern mehr zu ernähren vermag, als heute von den weißen 
Farmern auf seinen Weiden gehalten werden. 
Das Damaraland und das südlich angrenzende Gebiet der Bastarde von 
Rehoboth ist öfter „die Heimat der Felsengebirge“ genannt worden, und diese 
Bezeichnung trifft in glücklichster Weise den Charakter dieser weiten Gebiete. Aber 
nicht düstere Felswildnisse, dunkle Schluchten und tief in das Massiv des Urgesteins
	        
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