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der Namibflächen und der Küste, in denen nur sehr selten Niederschläge ein—
reten.
Während der größte Teil des Namalandes mit Ausnahme einiger wüsten-
hafter Striche ans Weideländern von anerkannter Güte besteht, stellt der äußerste
Süden ein von der Natur überaus vernachlässigtes Gebiet dar. Es ist ein san-
diges, steiniges und durstiges Land mit wenigen weitanseinanderliegenden Wasser-
stellen und mit überaus spärlichem Graswuchs, was sich dort über einen Breiten-
grad ausdehnt. Demgemäß sind auch die Niederlassungen der Weißen und Ein-
geborenen hier weniger zahlreich als in den nördlicheren Landesteilen. Das
Groß-Namaland bildete den letzten Zufluchtsort der ans dem Kaplande ver-
drängten Hottentotten. Hier lagen dicht geschlossen ihre Stammesgebiete. Von
Hornkranz bis Gibeon saßen die mächtigen Witbooi, um Hoachanas die „rote
Nation“, in Gochas die Simon Kopperschen Hottentotten, in Koes die Feldschuh-
träger, denen sich nach Westen die Stämme von Berseba, Bethanien und Keet-
manshoop anschlossen, und endlich im Süden in dem großen Gebiet vom Nord-
rand der Karrasberge bis zum Oranje die Bondelzwarts. Abgetrennt von diesen
finden wir die Toopnaars im Walfischbai-Gebiet und am Kriseb, und ver-
sprengte Teile der Toopnaars und Swartboois im Kaokofeld. Hente, nach der
Niederwerfung des großen Aufstandes, bestehen als selbständige Stämme nur noch
die zum größten Teil am letzten Aufstand nicht beteiligten Bersebaner. Alle
übrigen stehen unmittelbar unter den Organen der deutschen Regierung, die Häupt-
lingswürde ist bei ihnen abgeschafft, die Stammesgrenzen sind gefallen.
Erwerb und Behauptung.
Die Entdeckung Südwestafrikas fällt in das letzte Drittel des 15. Jahr-
hunderts. Die Portugiesen Bartolomeo Diaz und Diogo Cäo, die im Jahre
1486 das „Vorgebirge der Stürme“, das spätere Kap der Guten Hoffnung, um-
segelten, müssen als die Entdecker unseres heutigei Schutzgebiets gelten. Auf einem
Vorgebirge nördlich von Swakopmund errichtete damals Diogo Cäo ein stei-
nernes Denkmal, nach dessen Form diese Stelle noch heute den Namen Kreuz-
kap führt. Aber die Einöde und Wüstenhaftigkeit der Küstengebiete reizten diese
ersten Umsegler der Südspitze Afrikas nicht zum Verweilen und zu weiterem Ein-
dringen. Sie schufsen ihre ersten Niederlassungen an der fernen südöstlichen Küste,
wo die Gestade des heutigen Natal ihnen lieblichere Bilder boten.
Aber auch noch in weit späteren Zeiten, als die Holländer bereits in Süd-
asrika sesten Fuß gefaßt und im Jahre 1652 die Kapstadt an der Tafelbai ge-
gründet hatten, lag unser heutiges Schutzgebiet noch in tiefer Weltabgeschieden-
heit da. Überans spärlich und unsicher sind die wenigen Nachrichten, die uns
über das Land aus jenen Zeiten überkommen sind. Jahrhunderte gingen so
dahin. Im Besitz Südafrikas wurden zu Anfang des 19. Jahrhunderts die Hol-
länder von den Briten abgelöst, wilde Kriege mit den Eingeborenen durchtobten
das Land, die Buren wanderten, dem englischen Einfluß weichend, nach Nordosten
aus und gründeten den Oranje-Freistaat und das Transvaal. Allmählich und
stetig begann europäischer Einfluß und die Kultur der weitßen Rasse von weiten
Teilen Südafrikas Besitz zu ergreifen. Aber auch der immer mehr zunehmende
gewaltige Verkehr, der sich nun zwischen dem europäischen Mutterlande und dem
sernen Südasrika entwickelte, ließ unser hentiges Schutzgebiet achtlos zur Seite
liegen.
So entzogen die menschenleeren öden Wüsteneien an den Küsten und die
ebensalls öden und schwer zu durchquerenden Grenzgebiete im Jnneren unser heu-
tiges Schutzgebiet den begehrlichen Blicken der Nationen, die im Laufe der Jahr-
hunderte an ihm vorübergingen.