Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

   
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Salzsee, der Etosapfanne. Das Feuerrohr in der Hand der Naman brach das 
Ungestüm der mit Speer und Keule anstürmenden Kaffern. Die Herero wurden 
zu Sklaven gemacht und blieben es in harter Knechtschaft, bis es ihnen im 
Jahre 1863, nachdem auch sie im Tausch für ihre Rinder in den Besitz von 
Gewehren gekommen waren, in dem mörderischen Treffen bei Otjimbingwe ge- 
lang, das Joch der inzwischen durch zahlreiche Bruderkriege und Fehden ge- 
schwächten Hottentotten abzuschütteln. Aber das Ringen um die Vorherrschaft in 
Südwestafrika fand hiermit kein Ende. In dem Sohne Jonkers, dem Häuptling 
Jan Jonker Afrikaner, und in Hendrik Witbooi, dem kampfesfrohen Führer der 
Orlam von Gibeon, entstanden den rachedurstigen Naman neue Vorkämpfer. Aus 
den finsteren Schluchten des Gansgebirges und aus dem befestigten Lager Horn- 
kranz fielen die Verbündeten, denen sich zeitweilig alle anderen Namastämme und 
auch die inzwischen eingewanderten Bastarde von Rehoboth anschlossen, mordend 
und brennend, sengend und plündernd in das Hereroland ein. Jahrzehntelang 
hielten sie ganz Südwestafrika in Aufregung und Unruhe. Sie brandschatzten die 
reichen Rinderherden der Herero und führten Männer, Weiber und Kinder in 
die Gefangenschaft nach Süden. So wogte der Kampf in wechselndem Glück bis 
zum Jahre 1892, in dem ein neuer Faktor in die Entwicklung der politischen 
Verhältnisse eintrat: die Deutschen. 
Wir haben gesehen, daß sich diese zunächst abwartend verhielten, da ihnen 
alle Machtmittel fehlten. Die ersten Reichskommissare, Dr. Göhring und Haupt- 
mann von Francois, mußten sich damit bescheiden, den kriegsührenden Par- 
teien zum Frieden zu raten. Allerdings zunächst ohne jeden Erfolg, denn jede 
der beiden Parteien forderte die Deutschen zur offenen Unterstützung auf, ein 
Ruf, dem die schwache deutsche Regierung nicht Folge leisten konnte. Sie hielt 
sich vielmehr neutral und benutzte die Jahre bis 1893 zur Beobachtung der Macht 
der Eingeborenen. Dem Hauptmann von Francois wurde es jedoch bald klar, 
daß diese Macht der Eingeborenen gebrochen werden müsse, ehe von einer Be- 
siedlung und einem Aufblühen des Landes die Rede sein konnte. Das Verhalten 
der Eingeborenen gegenüber den Deutschen war damals ein durchaus verschieden- 
faches. Während die Hottentotten bereits in den ersten Jahren vielfach mit 
den Deutschen in Verbindung getreten waren, hielten sich die Herero finster und 
mißtrauisch zurück. Daß auch sie eine gewaltige, für die deutsche Herrschast 
überaus gefährliche Macht darstellten, war von vornherein gleichfalls klar. Sie 
waren Bantu, kräftige, hochgewachsene Gestalten von stolzem, ja oft anmaßen- 
dem und von kriegerischem Charakter. Dabei waren sie sich ihrer Volkskraft wohl 
bewußt und gaben diesem Bewußtsein im Zufammentreffen mit den Deutschen 
unverhohlen Ausdruck. Mißtrauisch beobachteten sie jede Handlung der deutschen 
Regierung. Vielleicht haben sie damals schon geahnt, daß die Besitznahme des 
Landes durch die Deutschen und seine zukünftige Besiedlung ihren Untergang 
bedeute, und oft haben sie damals bereits erklärt, daß nie auch nur eine Hand- 
breit des Hererolandes von ihnen freiwillig abgetreten werden würde. Vor allem 
fürchteten sie sür ihre Herden, die ihr ein und alles bildeten. Denn die Herero 
waren in erster Linie Viehzüchter mit allen den Eigenschaften, die wir bei den 
großen Hirtenvölkern der Erde fast gleichartig wiedersinden. Ihre weitausgedehn- 
ten Dörser gruppierten sich um die großen Wasserstellen des Landes, und ihre 
Kultur war eine für afrikanische Verhältnisse fortgeschrittene. Schon früh wid- 
meten sie sich dem Garten- und Ackerbau, wenn auch die Wartung der Herden 
die vornehmste und hauptsächlichste Beschäftigung des Herero bildete. Seßhaftig- 
keit und eine stark ausgeprägte Liebe zur Heimat sind noch heute hervorstechende 
Charaktereigenschaften dieses Volkes. 
In krassem Gegensatz zu ihm standen und stehen die Hottentotten. Wenn 
auch sie in gewisser Weise zu den Viehzüchtern zu rechnen sind, und wenn auch
	        
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