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der die Nachricht vom Aufstande in Gibeon auf dem Vormarsch gegen die Bondel-
zwart erhalten hatte und in Eilmärschen nach Norden zurückgekehrt war,
Okahandja, wo Zülow, und Omaruru, wo Stabsarzt Dr. Kuhn kommandierte, in
raschem Siegeszuge entsetzt. Im Norden wurden die Herero schon Mitte Januar
von Soldaten und Buren nunter dem Kommando des Hauptmanns Volkmann
zurückgeschlagen. Inzwischen war auch das Seebataillon eingetroffen, und unter
dem Druck der von der Küste aus vormarschierenden Truppenabteilungen, die
zunächst aus dem Landungskorps, Schutztruppen-Soldaten und zahlreichen Frei-
willigen, dann aus den Kolonnen der Marine-Infanterie bestanden, wichen die
Herero nach schweren Kämpfen gegen Norden zurück. Die Bahnlinie wurde von
ihnen frei. In diese Periode fallen die Gefechte des Kapitänlentnants Gygas
am Lievenberg und bei Klein-Barmen. Am 11. Februar traf vom südlichen Kriegs-
schauplatz Gouverneur Leutwein auf dem Seewege in Swakopmund ein und über-
nahm das Kommando. Den erneut nach Süden vorstoßenden Herero konnte
jetzt kräftiger entgegengetreten werden. Sie wurden am 25. Februar von der
Abteilung von Estorff bei Otjihinamaparero in schwerem Treffen geschlagen. In-
zwischen war das Expeditionskorps der Marine-Infanterie weit nach Osten vor-
geschoben worden, und nach einem verlustreichen Patrouillengefecht bei Owiko-
korero schlug Major von Glasenapp die Herero bei Okaharui zurück. Der Feind,
der bisher in zahlreichen Horden das Land durchzogen und hier und dort an-
gegriffen hatte, zog sich nun in gewaltigen Kriegshaufen im Komashochland, im
Onjatigebirge und am Waterberg zusammen.
Die ersten Operationen unter Oberst Leutwein richteten sich gegen die Auf-
ständischen im mittleren Schutzgebiet bei Onganjira, deren Anwesenheit für das
deutsche Siedlungsgebiet am bedrohlichsten war. Zunächst mußte allerdings das
Eintreffen von in Argentinien angekauften Pferden abgewartet werden. Als diese
eintrafen, wurde sofort aufgebrochen, und da inzwischen weitere Verstärkungen
eingetrosfen waren, konnte Oberst Leutwein am 9. April mit rund 700 Gewehren,
12 Geschützen und 6 Maschinengewehren dem etwa siebenmal stärkeren, erbittert
sechtenden Feind bei Onganjira eine schwere Niederlage beibringen. Wenige Tage
später fand bei gleichem Kräfteverhältnis gegen den noch intakten Teil der Herero-
macht das unentschiedene Treffen bei Oviumbo statt, das erwies, daß die in-
zwischen auf 210 Offiziere, 3620 Mann und 2800 Pferde angewachsene Truppe
nicht ausreichen würde, den Aufstand niederzuwerfen. Weitere Verstärkungen
wurden daher angefordert. Im Inli trafen diese ein, etwa in gleicher Stärke
wie die bisher im Schutzgebiet stehenden Streitkräfte. Zugleich wurde der General-
leutnant von Trotha, der bereits in Ostafrika und Ostasien gedient hatte, zum
Oberbefehlshaber ernannt, während Oberst Leutwein nach dem Nama-Lande gehen
sollte, wo Anzeichen einer beginnenden Gärung unter den Eingeborenen vorhanden
waren. Welche Kräfte von deutscher Seite aufgeboten werden mußten, um der
Aufstände Herr zu werden, zeigt eine chronologische Übersicht über den Stand der
Schutztruppe: 1901 war diese 764 Mann stark, 1902/1903 825, 1904 9500, 1905
rund 15000, 1906 rund 10000, 1907 rund 4000.
In den bisherigen Gefechten hatten die Herero eine so starke Widerstands-
kraft und einen so wilden Offensivgeist gezeigt, daß man vor ihrer endgültigen
Niederwerfung auf die schwersten Kämpfe gefaßt sein mußte. Sie hatten sich in-
zwischen, von allen Seiten nach Norden ziehend, am Waterberg zusammengeballt.
Diese natürliche, wasser= und weidereiche, nach allen Seiten gedeckte Festung bot
ihnen die günstigsten Stellungen. In den Operationen trat nun eine Pause ein,
denn zunächst galt es, die überaus schwierige Aufgabe durchzuführen, die Etappen-
linien bis zum Waterberg auszubauen und zu sichern. Nachdem dies geschehen
war, brachen die deutschen Kolonnen im Juli in konzentrischem Vormarsch gegen
den Waterberg auf. Wieviel Truppen die Sicherung der Etappenlinien erforderte,