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versagten, wurden aus Abessinien große Mengen von Kamelen eingeführt und
besonders auf dem Wege Lüderitzbucht—Inneres verwendet. Diese unhaltbaren.
Verhältnisse führten endlich Ende 1905 zum Bau der ersten Strecke Lüderitzbucht
—Kubub der erst 1908 vollendeten Eisenbahn Lüderitzbucht—Keetmanshoop. Wäre
ihr Bau früher in Angriff genommen worden, so wären dem Reiche zahlreiche
Millionen erspart worden. — 1 —½— *
Von den wilden Kämpfen, die sich in diesen Jahren im Groß-Namalande
abgespielt haben, waren im Dezember 1904 und im Januar 1905 die schwersten
und blutigsten die Gefechte des Oberstleutnants von Deimling im Auobtal und das
dreitägige Ringen der Kolonne des Majors Meister um die Wasserstelle Groß-
Nabas. Im Jahre 1905 die gewaltigen Kämpfe in den Karrasbergen, die
Gefechte des Majors von Estorff gegen Hendrik Witbooi, das Vordringen des
Majors Gräser im Fischflußtal, die Verfolgung der seit Beginn des Herero-
Aufstandes im Komashochlande befindlichen Horde des Herero Andreas durch
den Major Maercker und die Gefechte des Oberstleutnants van Semmern gegen
Morenga und Morris. Von Einzelheiten muß der am 29. Oktober 1905 im
Gefecht bei Fahlgras erfolgte Tod Hendrik Witboois erwähnt werden. Vier
Monate später wurde einer der gefürchtetsten Führer der Hottentotten, der
Häuptling Cornelius Frederiks von Bethanien, nach wochenlanger Verfolgung
durch den Hauptmann Volkmann gefangengenommen. Aber selbst die Verluste
dieser beiden berühmten Führer vermochten die Widerstandskraft der Hottentotten
nicht zu brechen. Nur geringe Teile ergaben sich allmählich den Deutschen, wäh-
rend die Masse noch im Widerstande beharrte. Erneute schwere Kämpfe füllten
auch das Jahr 1906 aus, in dem am 4. Mai der Hauptmann Bech den ge-
fürchteten Morenga schlug und bis ins englische Gebiet verfolgte. Erst gegen
Mitte des Jahres 1906 begann unter den energischen Schlägen und der ununter-
brochenen Verfolgung der Hottentotten durch die deutschen Truppen der Aufstand
abzuflanen. Aber seine endgültige Beendigung fand erst statt, nachdem am
23. Dezember 1906 sich die Bondelzwart im Frieden von Kalkfontein dem Oberst-
leutnant von Estorff ergeben hatten. Jetzt waren alle Stämme niedergeworfen
mit Ausnahme Simon Koppers von Gochas, der sich in der Kalahari dicht an
der englischen Grenze versteckt hielt und von dort aus Einfälle in das deutsche
Gebiet machte. Gegen ihn focht noch am 16. März 1908 der Hauptmann von
Erckert, der selbst siel, nachdem es ihm gelungen war, dem Gegner eine entschei-
dende Niederlage beizubringen.
Gewaltige unerhörte Anstrengungen und Kämpfe waren notwendig, um den
dreijährigen Ausstand niederzuwerfen. Von beiden Seiten wurde erbittert, leiden-
schaftlich und unter Hergabe der letzten Kräfte gefochten. Ost hat der Sieg ge-
schwankt, aber die Tapferkeit, die Opferfreudigkeit und die Hingabe der deutschen
Truppen überwanden alle Schwierigkeiten, die größer und schwerer waren, als
man sie zu schildern vermag. Jeder deutsche Offizier und jeder Mann war sich
dessen bewußt, daß in diesen Jahren alles auf dem Spiele stand.
Handelte es sich doch um nichts Geringeres als um den wütenden Kampf
um den Besitz des Landes. Unsinnig ist es daher, wenn den Deutschen späterhin
vorgeworfen wurde, daß sie zu hart und zu unnachsichtlich gegen die aufständischen
Eingeborenen, und vor allem gegen die Herero, vorgegangen seien. Daß der erste
Abschnitt des Krieges am Waterberg und im Sandfelde mit der Vernichtung der
Herero endigen mußte, ist gewiß zu bedauern. Aber hier lag die zwingende
Notwendigkeit vor, die Frage zu entscheiden, wer in Zukunft der Herr im Lande
sein sollte. Wären die Herero am Waterberge nicht vernichtet worden, so hätten
wir noch heute dieselben unglückseligen Verhältnisse wie vor dem Aufstande 1904,
d. h. die Herero wären noch heute Herren des Landes und eine Besiedlung des-
selben mit deutschen Farmern wäre unmöglich gewesen. Das gleiche trifft für das
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