Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

einer der um die Entwicklung des Gartenbaues in Südwestafrika verdientesten 
Männer ist. überaus groß ist die Zahl der Pflanzen aller Art, die aus diesen 
Mustergärten in alle Richtungen der Kolonie versandt worden sind. 
Der Schutztruppe folgten in diesen Bestrebungen bald die ersten deutschen 
Ansiedler im Klein-Windhuker Tal, und in den Jahren des Friedens, die auf 
die ersten Kriege folgten, dehnte sich der Gartenbau auch auf den weiterliegenden. 
Farmen immer mehr aus. Neben Fruchtbäumen und Gemüsen der tropischen und 
subtropischen Zone finden wir dort auch diejenigen des gemäßigten europäischen 
Klimas. Aus dichten Weinspalieren und Feigenhecken hebt die Dattelpalme ihr 
Haupt, und neben Artischocken-, Tomaten= und Melonenfeldern sehen wir alle 
Gemüsearten unserer heimischen Küche sich gut entwickeln. Blumenkohl, Wirsing, 
Rotkohl, Weißkraut und Rosenkohl, Kohlrabi und die Kohlrübe, kurz: fast alle 
Rübenarten, Zwiebeln, Schnittlauch, Spinat, Erbsen, Bohnen, Kopssalat, 
Endivien, Brunnenkresse, Radies und Rettich, Kürbis, Petersilie, Spargel und 
Suppenkräuter gedeihen bei entsprechender Pflege vorzüglich. Auch die Kartoffel, 
mit der man in den ersten Jahren nicht recht vorwärts kam, hat inzwischen be- 
wiesen, daß sie durchaus anbanfähig ist. Immer weiter verbreitet hat sich im 
Laufe der Jahre auch der Anbau des Weizens, des Hafers, des Mais und des 
Kaffernkorns (Hirse). Gewaltige Fortschritte hat ferner der Anban des Tabaks ge- 
macht, und schon vor Jahren wurde von der Regierung ein Tabak-Sachver- 
ständiger in die Kolonie geschickt, der den Farmern beim Anbau der wertvollen 
Pflanze mit Rat und Tat zur Seite steht. Jetzt ist man schon so weit, daß der 
geschnittene und in kleinen Beuteln verpackte einheimische Rauchtabak die früher 
in das Schutzgebiet eingeführten fremden Sorten fast ganz verdrängt hat, und 
weite Gebiete werden heute von Tabakpflanzungen eingenommen. In Klein- 
Windhuk wurden auch bereits Zigarren aus dortigen Tabaken hergestellt. 
Nicht minder aussichtsreich ist der Anbau des Weins und der Südfrüchte. 
Etwa um die Mitte des verflossenen Jahrhunderts wurde der Weinstock von deut- 
schen Missionaren in Südwestafrika eingeführt, und heute finden wir ihn weitver- 
breitet in den Gärten des Nama= und des Hererolandes. Allerdings knüpft sich 
seine Kultur an die Bedingung reichlicher Niederschläge oder genügenden Beriese- 
lungswassers. Am besten und üppigsten gedeiht er dort, wo ihm auf Schiefer= oder 
kalkhaltigen Böden aus Quellen Wasser zugeführt werden kann. Die Erträgnisse sind 
dann erstaunlich, die Trauben fsüß und wohlschmeckend. Eine große Zahl von Süd- 
früchten, vor allem Apfelsinen, Zitronen, Feigen, Maulbeeren, Granaten und 
Dattelpalmen, gedeiht unter günstigen Boden- und Wasserverhältnissen gleichfalls 
vorzüglich. Und neben ihnen finden wir reichlich tragende Apfel= und Birnbäume, 
Pfirsiche und Aprikosen, Pflaumen und Quitten. Wenn die Anbauversuche be- 
züglich der europäischen Obstsorten auch noch nicht als vollkommen abgeschlossen 
zu betrachten sind, so läßt sich doch heute schon übersehen, daß ihnen eine 
günstige Zukunft bevorsteht und hofsen, daß Südwestafrika einst, wie heute bereits 
das englische Südafrika, zu den Ländern gehören wird, die Früchte nach Europa 
ausführen können. 
Sicher ist diese Entwicklung aber bereits bezüglich der tropischen Obstsorten, 
unter denen die Dattelpalme einen hervorragenden Platz in der Wirtschaft des 
Schutzgebiets einnehmen wird. Uppig gedeiht sie vor allem in den weitausgedehnten 
Flußtälern, wo man überall dort, wo Dattelkerne gepflanzt oder auch nur achtlos 
fortgeworfen wurden, aus dem dichten Gestrüpp des Uferwaldes die jungen Palmen 
sich erheben sieht. 
Wenn so dem Garten= und Ackerban eine durchaus günstige Zukunft prophezeit 
werden kann, so darf doch nicht außer acht gelassen werden, daß diese Betriebe in 
kolonialen Gebieten mit noch mehr Mühen und Sorgen verknüpft sind als in 
der Heimat. Dazu trägt oft nicht allein die Schwierigkeit bei, das nötige Wasser 
 
	        
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