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Maria Theresientaler sind sehr bleihaltig und minderwertig, so daß sie von
England und Deutschland zum Verkehr nicht mehr zugelassen werden.
Über Sitten und Gebräuche sind wir bei einzelnen Völkerschaften ganz gut
orientiert, aber unsere Kenntnis geht noch nicht so weit, daß die Gebräuche
in ganz Kamerun gemeinfam betrachtet und verglichen werden könnten.
Besondere Gebränche bei der Geburt scheinen nicht zu bestehen. Das Kind
wird, solange es nicht laufen kann, entweder auf dem Rücken oder der Hüfte
getragen. Die Namengebung richtet sich teils nach dem Vater, teils nach der
Mutter, häusig werden besondere Namen gegeben, die dann für das Leben be-
halten werden. Von einer Erziehung kann kaum gesprochen werden. Durch
Beobachtung vervollkommnen sich Knaben und Mädchen im Gebrauch der Waffen,
in den Handwerken, in Spiel und Tanz.
Bei einzelnen Stämmen werden in den Reifejahren besondere Festlichkeiten
gefeiert, die mit der Beschneidung in Verbindung stehen.
Die Vielweiberei ist bei allen Stämmen üblich, denn wenn auch manche
Stämme offiziell nur eine Frau haben, so sind Nebenfranen erlanbt. Eine ge-
zwungene Einehe besteht natürlich bei dem ärmeren Menschen. Meist muß die
Frau gekanft werden, wobei der Preis sehr verschieden ist.
Die Hauptarbeit liegt den Franen ob, wie sie überhaupt meist schlecht be-
handelt werden. Daneben kann man aber auch beobachten, daß einzelne Frauen
großen Einfluß auf ihre Männer haben, der sich manchmal bis zur Pantoffel-
herrschaft ausbildet.
Bei Todesfällen werden bei Großen und Häuptlingen große Feste veran-
staltet und viel Vieh dabei geschlachtet. Als Trauerfarbe gilt weiß, in manchen
Gegenden muß sich die Witwe den ganzen Körper weiß bemalen. Häufig müssen
sie während der Witwenschaft auf Tücher als Bekleidung verzichten, dürfen nur
Bananenblätter tragen, müssen ihre Haare ungepflegt lassen und den Rücken mit Lehm
einschmieren. Es ist dann nur verständlich, wenn die Damen möglichst bald ihre
Witwenschaft beendigen wollen.
Die Leichen werden teils im Freien, teils in den Häusern beerdigt, welch
letztere Sitte natürlich viel zur Verbreitung von Krankheiten beiträgt, da diese
Häuser auch nachher noch bewohnt werden. Fast alle Stämme glauben, daß die
Toten als Geister zurückkehren können, und geben ihnen deshalb Gegenstände
mit, damit sie im Jenseits nichts entbehren und dadurch an der Rückkunft ver-
hindert werden. Reichen Leuten und Häuptlingen werden sogar Sklaven geopfert,
bisweilen selbst die Fraun des Verstorbenen.
Der Kanibalismus war sehr verbreitet und ist auch jetzt noch nicht ganz aus-
gerottet. Er hat bei allen Waldlandstämmen bestanden, und es wird sogar erzählt,
daß zur Zeit unserer Besitzergreifung noch Lente gelebt hätten, die den Häupt-
ling Bell in Duala, einen verhältnismäßig gesitteten Neger, Menschenfleisch hätten
essen sehen. Einzelne Stämme mästen ihre Opfer. Auch die Nachbarstämme des
Waldlandes huldigten zum Teil dieser Sitte, so die Baia, Wute u. a. Christen-
tum, Mohammedanismus und die fortschreitende Kultur schränken diese Sitte mehr
und mehr ein. Natürlich bietet auch die Regierung ihren Einfluß in stärkster
Weise auf. Sehr aufsgelegt sind die Bewohner Kamernns für das Feiern von
Festen, wozu jede Gelegenheit benutzt wird. Trinkgelage und Tänze werden ver-
anstaltet, wobei teils Männer und Frauen zusammen, teils getrennt tanzen.
Für die Mohammedaner ist der Korau hauptsächlich für die Sitten und
Gebräuche maßgebend. Aber manches ist aus der früheren, der heidnischen
Zeit zurückgeblieben.
Die Rechtsverhältnisse sind sehr verschieden. Bei den Bewohnern des Ur-
waldes und den Heidenstämmen des Graslandes sind geschriebene Gesetze voll-
ständig unbekannt, ihre Streitigkeiten werden vom Oberhäuptling entschieden.