Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

  
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Im Rechnungsjahr 1911 hat sich eine ganz erhebliche Mehreinnahme ergeben. 
So haben nach den bisherigen Feststellungen die Spirituosenhandelssteuer rund 
40000 %, die Wandergewerbesteuer rund 215000 , die Eingeborenensteuer rund 
810000 #, die Tributzahlungen rund 120000 # und die Umsatzsteuer rund 
5000 . dem Soll gegenüber mehr eingebracht. 
Die Zölle haben das Soll um rund 1500000 4 überschritten. 
Die sonstigen Einnahmen überschritten die Veranschlagung um rund 
260000 —%. Hieran sind hauptsächlich beteiligt die Einnahmen aus Gouverne- 
mentsfahrzengen mit 53000 5, Lösch= und Ladegebühren mit 12000 %, Gerichts- 
kosten mit 109000 %, Geldstrafen mit 21000 , Landverkäufen mit 87000% 
und die verschiedenen Einnahmen mit 70000 ". 
Für das Rechnungsjahr 1912 rechnet man auf einen Gesamtüberschuß der 
Einnahmen über die Ausgaben von 2900000 , jedenfalls ein gutes Zeichen für 
die günstige Entwicklung der Kolonie. 
An Enropäern befanden sich 1537 im Schutzgebiet, von denen 205 dem weib- 
lichen Geschlecht angehören. . 
Von den Europäern waren ihrem Berufe nach: 238 Regierungsbeamte, 122 
Schutztruppenangehörige, 129 Geistliche und Missionare, 131 Pflanzer, 64 Tech- 
niker, 28 Handwerker, 500 Kaufleute, 8 Seelente, 4 Arzte (ohne Regierungs- 
und Schutztruppenärzte), 71 weitere Berufe. 
Wenn wir die Zukunft unserer Kolonie Kamerun betrachten, so stellt sich 
auf den ersten Blick dar, daß ein erfreulicher Aufschwung des Handels statt- 
gefunden hat, der auch sicher anhalten wird. Das ist eine Folge der erhöhten 
Produktion und der bisher angelegten Bahnen. Aber auf unserer Seite ist es 
notwendig, scharf zu arbeiten, denn ohne Mühe wird in afrikanischen Kolonien nie 
etwas erreicht werden. Pflanzungen von Kautschuk, Kakao, Tabak, Olpalmen, 
Reis, Baumwolle, Mais müssen angelegt, die Viehrassen verbessert, ev. Wollschafe 
und Angoraziegen eingeführt werden. Auch die Straußenzucht hat Aussicht auf 
gute Entwicklung. 
Aber die Kolonie kann sich nur entwickeln, wenn Eisenbahnen gebaut werden, 
und in dieser Hinsicht ist Kamerun leider gegen die anderen Kolonien sehr zurück, 
so daß man beinahe von einer vernachlässigten Kolonie sprechen kann. Die beiden 
Bahnen, die bis jetzt gebaut sind, erschließen nur einen sehr kleinen Teil des 
Schutzgebietes, und ans der Kolonie kann nur etwas werden, wenn eine groß- 
zügige Verkehrspolitik von Regierungsseite aus betrieben wird. Bis in die Gußersten 
Grenzen des Schutzgebietes, nach dem Tschadsee, bis zum Kongo, müssen die 
Bahnen vorgetrieben werden, wenn wir etwas erreichen wollen). 
In Kamernn besitzt das Deutsche Reich ein Gebiet, das große natürliche 
Reichtümer in sich birgt, aber diese Reichtümer zu heben, kostet Arbeit und Geld. 
Das ist jedoch sicher, daß bei angestrengter, energischer Arbeit reicher Gewinn 
erzielt werden kann. Wir können aber die sichere Hoffnung haben, daß unser 
deutsches Volk dieser Aufgabe sich bewußt sein und aus diesem Teile Neu-Deutsch- 
lands einen wertvollen Besitz machen wird. 
Erfreulicherweise befindet sich durch die Initiative des jetzigen Staatssekretärs Dr. Solf 
ein großzügiges Eisenbahnbauprogramm in Vorbereitung. · 
 
	        
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