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bei der meist mehrere Stämmchen wie aus einem Wurzelstock dicht beisammen wachsen.
An den Bach-= und Flußläufen steht die großblätterige Weinpalme, deren Blätter die
der Kokospalme noch bei weitem an Länge und Dicke überragen.
Erwähnenswert ist der Seidenbanmwollbaum, der gern im Uferwald der Wasser-
läufe wurzelt, und der auch im Haushalt der Eingeborenen eine große Rolle spielt.
Er wächst sehr schnell, erreicht eine gewaltige Höhe mit weitausladender Krone und
zeigt bei alten Stämmen eine Dicke, die erst von sechs bis acht Männern umspannt
werden kann. Seine Wolle (Kapok) dient zu Polstern, sein Stamm zum Kannban,
seine wurzelartig etwa 2 m über dem Erdboden wie Wände aus dem Stamm tretenden
vier bis fünf Vorsprünge liefern den Eingeborenen die großen deckelartigen Flach-
schüsseln, die jungen Blätter dienen als Gemüse. Als Nutzbäume müssen der settliefernde
Schibutterbaum und die an Eßfrüchten reiche Parkia afrikana und Blighia sapida.
erwähnt werden, die häufig in Mittel- und Nord-Togo zu treffen sind. An termiten-
sicherem Bauholz ist das Land nicht reich, ein Grund mehr, der zum Aufforsten drängt.
Einen eigenartigen Anblick gewährt es, wenn man in der Savanne die Urgroß-
eltern unserer kultivierten Gramineen, Baumwollpflanzen, Spargelpflanzen, einiger
Obstbäume und des Kaffees wild und mit unansehnlichen ungenießbaren Früchten
wachsen sieht, unschwer die Verwandtschaft erkennend. In den Wäldern Mitteltogos
erheben sich über tausendfach wuchernden großblätterigen Pflanzen und dichtem Strauch-
werk schnurgerade Riesenstämme, die von Parasitenpflanzen bedeckt und mit einem
unentwirrbaren Geranke von dünnsten und dicken Lianen aneinandergekettet sind.
Durch das dichte Laubwerk kann selbst die Tropensonne ihre Strahlen nicht hindurch-
stechen, und eine zum Ersticken schwüle Luft brütet in diesem wuchernden Treibhaus.
Nur hin und wieder ruht das Auge auf leuchtenden Farben, die das Grün unterbrechen,
und ein würziger starker Duft, der über den schmalen Pfad weht, erfrischt den Geruchs-
sinn. Wilde Feigenbäume locken die Scharen der Affen an, und die Landolphia, die
Gummiliane, läßt hier ihre weißliche Milch unter den Schnitten der Eingeborenen
zu Kautschuk gerinnen.
In Südtogo bilden die Palmenwälder eine Unterbrechung der Baumsavanne
wie in Mitteltogo die Urwälder. In Nordosttogo ist es dagegen ein eigenartiges Kultur-
ländchen, das die sich bis zur Sahara ausdehnende Savanne und Steppe unterbricht,
während im Nordwesten die fast baum= und strauchlose, kurzgrasige Steppe stellenweise
vorherrschend wird. Hier hat hauptsächlich im Lande der Kabure die Not der Uber-
völkerung zu intensivem Ackerbau gezwungen, so daß jedes Fleckchen Erde genutzt werden
mußte. Nur Nutzbäume sind stehengeblieben und machen, da sie Brennholz liefern
müssen und aller dürren Aste beraubt werden, einen wohlgepflegten Eindruck. Blumen
blühen auf den Brachäckern, die Berge sind terrassiert, das Land ist gedüngt und be-
rieselt, so daß man glaubt, auf einmal in einen märchenhaften Garten zu treten, wenn
man die stumpfsinnige Savanne tagelang durchquert hat. Die Berge schimmern in
rotbraunen Tönen, überall rieseln klare Bäche, und schlanke Ol-, Dum- und Fächer-
palmen, die so sauber aussehen wie in einem botanischen Garten, dehnen ihre grünen
Zweige in das schimmernde Blau des Himmels. Zweifellos ist Kabure eines der land-
schaftlich schönsten Stücke Togos. Es muß hier genügen, einen allgemeinen Eindruck
von der Bewachsung Togos hervorzurufen. Alle Pflanzen und Gewächse in ihrer
Mannigfaltigkeit anzuführen, ist nur Schall von Namen ohne Sinn.
Auch aus der Tierwelt können wir hier nur die hauptsächlichsten Gattungen hervor-
greifen, die für die Allgemeinheit ein besonderes Interesse haben. So wie die Pflanzen-
welt als eine dem Lande des Nigerbogen eigentümliche gilt, ist auch die Tierwelt Togos
in vielen Arten als der Fauna desselben Gebietes zugehörig zu betrachten.
Im allgemeinen ist Togo arm an großen Tieren, und besonders in jenen Gegenden,
wo die menschlichen Siedelungen am dichtesten sind. Der Elefant durchwandert weite
Gebiete auf der Suche nach Wasser und Nahrung, und durchstreift die ganze Kolonie
vom Agu bis zum Norden.