Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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zu sein, da die Eingeborenen sofort die Flucht ergreifen und die Bienen eine wütende 
Verfolgung beginnen. 
Heuschrecken pflegen fast alljährlich in langen dichten Schwärmen von vielen Mil- 
lionen irgendwo einzufallen und alles Grasartige aufzufressen. Dazu gehört auch Mais 
und Hirse. Nur bei großem Hunger fressen sie auch Blattlanb der Bäume. Die ermattet 
zu Tansenden fallenden Exemplare werden von den Eingeborenen geröstet und gern 
gegessen. 
Zur Dämmerung erhebt sich in Wald und Feld ein schriller unnnterbrochener 
„Gesang" der Grillen, dem in der Nähe des Wassers das plumpe Quaken der Ochsen- 
frösche zum Heile schlafbedürftiger Enropäer sich zugesellt. 
Von kleinen unangenehm, ja verderblich wirkenden Tieren wurden bereits die 
Mücke und Fliege erwähnt. Sie sind in der Tat gefährlicher als die Tücke der Ein- 
geborenen und die Hitze der Tropensonne. 
Zu erwähnen als lästige Gesellen sind hier die kleinen, kaum sichtbaren Sand- 
flöhe, die sich von der Küste aus immer mehr ins Innere verbreiten. Das Weibchen 
legt seine Eier unter die Nägel der Zehen und ruft dadurch bei mangelnder Behandlung 
nnangenehme, eiternde Entzündungen hervor. 
Auch im Wasser sind mancherlei kleinste Tierchen, die seinen Genuß im ungekochten 
Zustand verbieten. Dysenterie ist die Folge schlechten Wassers, und ebenso der Guinea- 
wurm, der sich im Körper entwickelt, um starke Schwellungen und Eiterungen her- 
vorzurufen. 
Zu dieser Klasse der Würmer gehört auch die Filaria, ein kleiner, etwa 10 bis 15 cm 
langer weißer Wurm, der auch bei Europäern an verschiedensten Stellen des Körpers 
infolge Genusses von schlechtem Wassers hervortritt Von hänfig unangenehmer, 
wenn auch harmloser Bedeutung ist die Wanderameise, die nicht selten die Viehställe 
und die Wohnungen der Menschen heimsucht und erbarmungslos auffrißt, was sich 
nicht durch die Flucht rettet. 
Von größerer und schädlicherer Wirkung ist die Termite, die in großen Lehm- 
hügeln ihre Kunstbauten aufführt, und wie ein Bienenstaat eine völlige Gemeinschafts- 
organisation besitzt. Ihre kulturfeindliche Bedeutung besteht darin, daß sie nicht nur alle 
weichen Hölzer rettungslos auffrißt, also auch alle Bauten, die nicht aus erprobt termiten- 
sicherem Holz bestehen, sondern daß sie auch eine Reihe lebender nützlicher Kulturpflanzen 
tötet und ihre Zucht einfach unmöglich macht. Nebenbei bemerkt, ist auch dies ein Grund 
zur Auffosstung termitensicherer Hölzer. Nutzen bringt die Termite infolge der Durch- 
arbeitung des Bodens. 
Man kann den Viehbestand an Rindern in Togo nicht genau schätzen, da Seuchen 
ihn dauernd verändern. Von einer eigentlichen Viehzucht im europäischen Sinne kann 
bei den Eingeborenen keine Rede sein. Vielmehr geschieht die Vermehrung ohne jede 
plaumäßige Zucht. Nur die tsetsefreien Gebiete Nordtogos gestatten die Haltung von 
Pferden und Rindern, welch letztere aus einer Kreuzung von Buckelrind und buckel- 
losem Rind hervorgegangen sind. 
Bei den Pferden läßt sich eine kleine und eine größere Rasse unterscheiden. Einiger- 
maßen gut gebante und leistungsfähige Pferde finden sich nur in Ssansanne-Mangn. 
In ganz Togo werden Schwein, Schaf und Ziege in sehr häßlichen, durch Inzucht 
degenerierten Vertretern gehalten, deren einzige Pflege meist darin besteht, daß ein 
flüchtig mit einigen Stöcken hergestellter „Stall“ Schutz gegen Wetter und Leopard 
gewähren soll. Euten, Hühner und. Perlhühner erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit, 
jedoch genießen auch sie keinerlei Anerkennung und Berücksichtigung ihres Nützlich- 
keitswertes durch Füttern und Pflege. Nur im Norden finden sich feste Ställe. 
· An Mineralien ist Togo arm. Gold ist in Spuren gefunden worden, doch 
nicht in abbanwürdigen Mengen. Glimmerschiefer ist zwar vorhanden, doch ist seine 
Verwendung als „Marienglas" und zu Isolierungszwecken nicht möglich, da die metall- 
freien Flächen zu klein sind. Im Moun ist ein Kalklager festgestellt, das ausgebentet wird.