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hinreichend Nahrung spendet, da haben selbst auf den kleinsten Inseln Menschen ihre
Hütten aufgeschlagen. Ja, stellenweise sind diese Eilande sogar übervölkert, während
auf den größeren vulkanischen Inseln die Zahl der Eingeborenen oft sehr gering ist
im Vergleich zum gauzen Flächenraum des Landes; denn die Südseeinsulaner sind mit
ausgesprochener Vorliebe Küstenbewohner, des Fischfanges wegen. Von diesen größeren
Inseln haben manche den Umfang deutscher Fürstentümer. Neupommern allein ist
etwa so groß wie Württemberg und Baden zusammen.
Hier unten in der goldglänzenden Südsee liegt auch die größte Insel der Erde,
Neuguinea. Holland besitzt die westliche Hälfte, während wir uns mit den Engländern
in die andere brüderlich teilten, d. h. wir erhielten das kleinere Stück. Immerhin ist
dieses aber doch noch recht groß ausgefallen und deckt das halbe Preußen. Alles zu-
sammen genommen, hat unser gesamter Südseebesitz fast die Größe des Königreiches
Italicu (etwa die Hälfte Deutschlands).
Daß also unsere Südseebesitzungen Gebiete recht erheblichen Umfanges darstellen,
wird nur gar zu oft übersehen. Man läßt sich irreleiten durch die großen Maßstäbe der
Landkarten, wird ja doch der Stille Ozean mit seinen Ländern — eine halbe Welt —
in den meisten, selbst größeren Atlanten auf einem oder nur einigen wenigen Karten-
blättern erledigt. So stellen sich denn selbst größere Inseln nur als winzige Pünktchen
dar, über die der Finger des Schülers wie das Ange des Erwachsenen nur zu leicht
weggleiten, da diese Pünktchen in den blauen Wasserfluten der Landkarte fast ganz ver-
schwinden. Erstannt ist daher selbst der Reisende, der sich doch zumeist schon eingehender
mit der Geographie dieser Länder befaßte, wenn ihn das Schiff an die Küsten der Süd-
seeinseln führt und er in vielen Fällen große Landmassen vor sich sieht, die sich mit demm
Blick überhanpt nicht umfassen lassen.
Die genauen Größenverhältnisse unserer Südseebesitzungen sind:
Kaiser-Wilhelms-Land 179 000 qkm (etwa ½ Preußen).
Bismarckarchipel mit Salomons-
und zugehörigen Inseln . . . 61 000 „ (etwa ½⅛ Bayern).
Karolinen 1 600 „ (zusammen etwa Herzogtum Sachsen-
Marianen . . . . . . . ... 626 Meiningen).
Marshallinseln . . . . . . .. 400 „ (etwa Fürstentum Schaumburg-Lippe).
Sadoaa 2572 „ (etwa Herzogtum Sachsen-Meiningen).
Allerdings ist bei den Karolinen, Marianen und Marshallinseln, kurzweg Deutsch-
Mikronesien genannt, zu berücksichtigen, daß die Zahl der Inseln dieser Gruppen über
1000 beträgt, von denen nur einige wenige größeren Umfang haben. Auf die einzelne
Jusel fällt also oft nur ein kleinster Flächenramm. Es handelt sich aber hier fast aus-
schließlich nur um Inseln korallischen Ursprunges oder richtiger korallischer Natur, denn
der Iusprung aller Südseeinseln dürfte ein einheitlicher sein, einerlei ob man sich für
die Hebungs= oder Senkungstheorie entscheiden will.
Mit diesen Theorien hat es folgende Bewandtnis: Was wir heute als Land aus
den Fluten des Großen Ozeans heransragen sehen, ist ganz offenbar nichts anderes
als der Rest cines im Laufe der Jahrhunderttausende im Wasser versinkenden oder
der Beginn eines sich langsam emporhebenden Festlandes. Die Senkungstheoric wird
wohl im allgemeinen für richtiger gehalten. Darnach wären die hentigen Inseln also
die höchsten Hochländer, Bergketten und Einzelberge des alten Festlandes, dessen nicht
so hoch gelegene Teile überflutet wurden. Bei diesem Uberfluten hat sich nun ein für
die tropischen Meere charakteristischer Prozeß abgespielt. Das Wasser dieser Breiten
ist von zahlreichen Korallentierchen bewohnt, welche ihre kalkhaltigen Zellen überall
an die Meeresküsten anbauen und diese gleichsam mit einem Walle umgeben. Es ist
nnn sestgestellt, daß für die Korallentierchen keine Lebensmöglichkeit in größeren Tiefen
als von 50 m unter der Oberfläche besteht. Während nun das alte Festland immer weiter
nach unten sinkt, haben die Korallentierchen das Bestreben, ihre kunstvollen Bauten