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Die mittlere Durchschnittstemperatur beträgt wenig unter 26° C, und die Temperatur-
schwankungen sind fast noch geringer wie in Kaiser-Wilhelms-Land, doch mildert die
Seeluft die Wärme. Die Niederschläge sind im allgemeinen nicht so groß wie auf dem
Festlande, und das Fieber tritt auf den Inseln durchweg nicht in jener so gefährlichen
Form auf wie dort. Ja, es gibt sogar manche gänzlich sieberfreie oder wenigstens fast
fieberfreie Gegenden. So ist es denn dem Weißen im Bismarckarchipel sehr wohl möglich,
längere Zeit dort zu leben, ohne Schaden an der Gesundheit zu nehmen. Auch weiße
Franen und Kinder ertragen das Klima, wenn sie nicht an besonders ungesunden Plätzen
leben, leidlich gut.
Flora und Fauna sind auf den Inseln fast dieselben wie auf dem Festlande. Sago-
und Steinnußpalmen kommen dort allerdings häufiger vor, auch sind die von den Ein-
geborenen angelegten bzw. natürlichen Bestände an Kokospalmen auf den Inseln
erheblich größer. Paradiesvögel sind auf den Inseln nicht vorhanden, der Kasuar kommt
nur in Neu-Pommern vor, Papageien und alle die zahlreichen anderen in Neuguinea
heimischen Vögel beleben in großen Mengen auch die Inselwälder. In den Flußläufen
und Sümpfen der größeren Inseln findet sich ebenfalls das Leistenkrokodil.
Die Bewohner der Inseln zeigen enge verwandtschaftliche Beziehungen zu den
Papuas des Festlandes, wenn auch ein einheitlicher Typ infolge der Rassenmischungen
nicht vorhanden ist. Diese haben auf den Inseln durch ihre leichtere Zugänglichkeit
in weit höherem Maße stattgesunden als an der Küste Neuguineas. Nur im Süden
Neu-Pommers und im Berginnern dieser Insel scheinen noch wirklich reinrassige Papuas
zu leben, während namentlich auf der Gazellehalbinsel und auf Neu-Mecklenburg infolge
polynesischer und auch malaiischer Beimischung die Hautfarbe der Eingeborenen eine
viel hellere, bräunliche bis gelbliche ist. Man findet hier viele hochgewachsene, schlanke
Gestalten mit langgeschnittenen Gesichtern, während die Bewohner von Süd-Neu-
Pommern außerordentlich breite, plumpe Züge haben. Die sehr wilden und fremden-
feindlichen Bewohner der Admiralitätsinseln und der Salomonen scheinen reinrassiger
zu sein. Im allgemeinen ist bei den Bewohnern des Bismarckarchipels ein höherer
Kulturzustand zu finden als bei den festländischen Eingeborenen. Das gilt natürlich
sehr „eum grano salis“, denn in kultureller Beziehung bestehen die größten Verschieden-
heiten und Gegensätze selbst auf verhältnismäßig kleinem Raume. Uberall aber ist
Menschenfraß eine tief eingewurzelte Leidenschaft, wenn sie auch in den der deutschen
Verwaltung zugänglichen Gebieten jetzt zurückgedrängt wird. Wo aber dies nicht der
Fall ist, da werden noch regelrechte Menschenjagden abgehalten. Nach den Mitteilungen
Parkinsons, welcher über dreißig Jahre unter den Bismarckinsulanern lebte und ein
vorzüglicher Beobachter ihrer Sitten war, findet nach der Einbringung eines Leichnams
eine förmliche Anktion statt. Er wird kunstgerecht zerlegt und die einzelnen Stücke
werden für Diwarra-Muschelgeld verkauft. Dieses Geld besteht in einer ganzen Anzahl
kleiner Muschelstückchen oder Müschelchen, die auf Schnüre aufgereiht sind. Der Besitz
großer Mengen Diwarras verleiht Ansehen und Macht.
Dem Erwerb dieses Muschelgeldes dienen auch offenbar die Dukduktänze, welche
in bestimmten Zeitabständen von den Dukdukvereinen, denen nur Männer angehören,
ausgeführt werden. Franen dürfen diesen Tänzen nicht zuschaunen, es ist ihnen sogar
verboten von diesen Tänzen zu sprechen. Die Tänzer tragen eine Maske, damit sie
nicht erkannt werden können, und einen hohen Spitzhut sowic eine dichte, glockenartige
Umhüllung aus Blättern. Jede Hütte hat ihnen als Tribut eine Schnur Diwarra zu
zahlen. Die auch sonst verwendeten Tanzmasken slellen entweder sagenumwobene
Dämonen, aber auch Tiere, Fische, Vögel usw. dar. Sie sind mit reichem Schnitzwerk
versehen und mit grellen Farben bemalt, wobei Weiß, Rot und Schwarz vorherrschen.
In der Schnitzerei zeigen die Eingeborenen überhaupt eine staunenswerte Kunstfertig-
keit. Die Giebel und Pfosten der Häuser, die Boote, überhaupt fast alles Gerät ist mit
reichem Schnitzwerk und oft sehr harmonischer Ornamentik versehen. Der Handelssinn
der Bismarckinsnlaner ist sehr entwickelt, und es werden, was in den Südscegebieten