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gar nicht so häufig ist, regelrechte Märkte abgehalten, um die Landesprodnukte, besonders
Mams und Bananen, zu verkaufen.
Die Zahl der Eingeborenen läßt sich noch nicht genau feststellen. Man kann sie
wohl auf 300 000 annehmen. Die Inseln sind immerhin ganz bedeutend dichter be-
völkert als das Festland von Neuguinea. In den der deutschen Verwaltung erreich-
baren Gebieten haben während der letzten Jahre Zählungen stattgefunden, die leider
das Ergebnis hatten, daß eine starke Bevölkerungsabnahnee festgestellt wurde. Sie
ist auf Seuchen und Krankheiten zurückzuführen, welche unter den Eingeborenen sehr
aufgeräumt haben und gegen deren verheerende Wirkungen die Bemühungen der
wenigen weißen Arzte und Heilgehilfen nur sehr wenig Erfolg hatten. Das liegt zu-
nächst an der geringen Zahl des Sanitätspersonals, vor allem aber auch daran, daß
die Krankheitsursachen weiterbestehen. Diese sind nämlich entschieden in den körper-
lichen Überanstrengungen zu suchen, welche die Eingeborenen auf den Plantagen
notwendigerweise anshalten müssen und denen sie infolge mangelnder Gewöhnung
noch nicht gewachsen sind. Tuberknlose und Dysenterie sind dann die hänfigen Folge-
krankheiten, die bei dem mangelnden Verständnis der Eingeborenen für Hygiene in
rapider Weise um sich greifen und ganze Dorfschaften infizieren. Es darf also aus rein
menschlichen, aber auch aus praktischen Gründen die Heranziehung der Eingeborenen
zum Arbeitsdienst nur mit größter Vorsicht erfolgen. Kurze Arbeitskontrakte, Schutz
der Leute gegen Nässe, Verabreichung möglichst der gewohnten Nahrung, Verbot der
Beschäftigung der Eingeborenen anßerhalb ihres Heimatlandes, das sind die Forde-
rungen, die unbedingt gestellt werden müssen, um die Bevölkerung zu erhalten. Mit
Freude ist es daher zu begrüßen, daß neuerdings Verfügungen erlassen sind, welche
der Anfreibung der Bevölkerung durch die schrankenlose Anwerbung ein Ziel setzen
sollen. Wenn mit diesen Verfügungen auch nicht alle Pflanzer einverstanden sind, so
sehen die Vernünftigen unter ihnen aber doch die dringende Notwendigkeit der Maß-
regeln ein, die ja letzten Endes der Erhaltung der blühenden Pflanzungswirtschaft
dienen, denn wenn infolge immer stärkerer Abnahme der einheimischen Bevölkerung
auf landfremde Arbeiter zurückgegriffen werden müßte, so würde das eine außer-
ordentliche Verteuerung der Betriebe zur Folge haben und eine gewinnbringende
Pflanzungswirtschaft vielleicht ausschließen.
Da in kultureller Beziehung ähnlich schwierige Verhältnisse bestehen wie in Kaiser-
Wilhelms-Land, so sind die Erfolge der Missionare auf den Inseln ebenfalls noch recht
bescheiden. Auch hier ist die Zahl derer, welche von Eingeborenen erschlagen und teils
auch gefressen wurden, groß. Auf einer Missionsstation allein, St. Paul, auf der Gazelle-
halbinsel, nur wenige Dampferstunden von Herbertshöhe entfernt, wurden noch 1904
an einem Tage fünf Missionare und fünf Nonnen menchlings ermordet. Sie waren
Angehörige der deutschen Missionsgenossenschaft vom Heiligsten Herzen Jesn, welche
in Hiltrup in Westfalen ihre Mutterstation hat. Diese Mission zählt jetzt ein Personal
von durchschnittlich 120 Weißen, unterhält 108 Schulen und 20 Waisenhäuser. Leider
ist eine deutsche evangelische Missionsgesellschaft im Bismarckarchipel nicht tätig, sondern.
mur eine englische, die Methodisten-Missionsgesellschaft von Anstralien, in deren Diensten
14 weiße Missionare bzw. Missionsschwestern stehen. Auf den Salomonsinseln arbeitet
seit 1899 die katholische Maristen-Mission. Sie unterhält auf dem deutschen Gebiet
fünf Stationen mit im ganzen zehn Missionaren und fünf Schwestern. Die Zivilisations-
erfolge sind hier noch sehr gering, obgleich es immerhin schon ein Erfolg ist, daß die
Missionare bei den gewalttätigen Salomonsinsulanern überhaupt festen Fuß fassen
konnten, bevor eine Regierungsstation dort errichtet wurde.
Schon eine ganze Reihe von Jahren, ehe die deutsche Flagge im Bismarckarchipel
gehißt wurde, befanden sich dort deutsche Handels= und Pflanzungsunternehmungen.
Die ersten wurden von der kühn vorwärtsstrebenden Hamburger Firma J. C. Godeffroy
1874 auf Matupi, dann auf Mioko und in Nodup auf dem Festland von Neu-Pommern
angelegt. Es folgte 1876 die Firma Hernsheim & Co. mit Gründung einer Nieder-