2————————————— 2229
in früheren Jahren Strandräuberei getrieben wurde, doch später stets mit den Weißen
in Frieden lebte. Die Missionare hatten daher leichte Arbeit mit ihnen. So sind denn
die Eingeborenen fast alle wenigstens dem Namen nach Christen. Die Mehrzahl gehört
der amerikanischen Boston-Mission an, welche die Iuselu schon seit Mitte des vorigen
Jahrhunderts bearbeitet. Erst seit reichlich zehn Jahren hat die deutsche (katholische)
Herz-Jesu-Mission auf den Marshallinseln Fuß gefaßt und deutsche Schulen errichtet.
Schon seit 1873 befiuden sich deutsche Handelsniederlassungen auf den Marshall-
inseln, deren einziges, dafür aber auch in verhältnismäßig großen Mengen gewonnenes
Produkt die Kopra ist. Die Niederlassungen wurden von der bereits erwähnten Firma
J. C. Godeffroy angelegt und gingen nach deren Auflösung in den Besitz der Jaluit-
Gesellschaft, so genannt nach der Insel Jaluit, wo sich die Hauptstation dieser, ihren
Teilhabern alljährlich große Dividenden auszahlenden Fimna befindet, über.
Südlich der Marshallinseln liegt ganz vereinsamt Nauru, fast ungekannt und
ungenannt bis vor wenigen Jahren, als auf ihr riesige Phosphatlager entdeckt wurden.
Das frühere so friedliche und stille Eiland, das nur einmal oder höchstens zweimal im
Jahre von einem Schiffe angelaufen wurde, ist jetzt in eine Stätte regen Schaffens
uQ gewandelt. Frachtdampfer liegen auf der Reede vor der weit ins Meer hinausragenden
Landungsbrücke, durch den lauschigen Palmenhain schnauft die Lokomotive einer Schmal-
spurbahn und auf den Hängen der niedrigen Korallenhügel sind Hunderte von Arbeitern,
Chinesen und neuerdings hauptsächlich Karoliner tätig, mit Pickel und Spaten die fast
ganz an der Oberfläche liegenden Phosphate abzugraben und in die Wagen der kleinen
Bahn zu füllen, eine einfache Arbeit, doch mit Riesengewinn (zeitweise 50 Proz.) ver-
knüpft. Die Phosphatansbente hatte in den letzten Jahren einen zwischen 5 und 9 Mil-
lionen Mark schwankenden, jährlichen Wert.
Die Marshallinseln wurden 1884 unter die Hoheit des Reiches gestellt, die sich aber
darauf beschränkte, daß letzteres einen Landeshauptmann und die ihm unterstellten
Beamten ernannte, die von der Jalnit-Gesellschaft besoldet wurden, so daß diese eigent-
lich die Landesherrin auf den Inseln war. Die Sonderrechte dieser Firma wurden
späterhin ans Reich abgetreten, der Landeshauptmannsposten eingezogen und die
Verwaltung der Marshallinseln zusammen mit der der Karolinen und Marianen an die
Verwaltung des alten Gebietes von Neugninea angegliedert. Jetzt befinden sich im
Marshallgebiet lediglich Regierungsstationen, eine auf Jaluit und eine auf Nauru.
Die Dampferverbindungen im Nenguineainselgebiet sind, den verhältnismäßig ja
nicht sehr großen Wirtschaftsinteressen entsprechend, leidlich gut. Angaur und Jap werden
regelmäßig von der bereits erwähnten Linie des Norddeutschen Lloyd angelaufen,
während der Postdampfer „Germania“ der Jaluit-Gesellschaft alle 3½ Monate eine
Rundreise durch das Inselgebiet ausführt und von Sydney ausgehend folgende Häsen
anläuft: Rabaul, Nauru, Jaluit, Kusaic, Ponape, Truk, Saipan, Uliai, Jap, Korror
(Palan), Hongkong und dieselben Häfen auf dem Rüchvege.
Wegen der riesigen Entfernungen ist man erst verhältnismäßig spät dazu geschritten,
Kabelverbindungen in der Südsee zu schaffen. Die Amerikaner legten nach dem spanischen
Krieg das erste Kabel über Hawai, Guam nach den Philippinen. Dann folgten die
Engländer mit einem Kabel von Anstralien über Fidschi nach Kanada. Deutsche Gebiete
wurden von diesen Kabeln aber nicht berührt. Erst die Deutsch-Holländische Kabel-
Gesellschaft schuf mit ihren Kabeln Jap—Menado (Celebes), Jap—Guam, Jap--Schanghai
die erste telegraphische Verbindung zwischen einem der deutschen Gebiete und der Außen-
welt. Auf die Dauer ist diese Abgeschiedenheit unserer Südseekolonien jedoch unhaltbar.
sowohl aus politischen als wirtschaftlichen Rücksichten. Es wurde daher beschlossen,
sunkentelegraphische Stationen in Nabaul, Naurn, Samoa und Jap zu errichten, von
wo die Nachrichten dann auf dem holländisch-deutschen Kabel weitergegeben werden.
Die Arbeiten werden zum Teil schon 1913 beendet sein. Eine kleine funkentelegraphische
Verbindung besteht übrigens schon, nämlich von Angaur nach Jap. Diesc wurde von
der-Deutschen Südsee-Phosphat-Gesellschaft gebaut und arbeitet recht zufriedenstellend.