Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

250. —————-—° ——————————————————232 
Samoa. 
Weit entfernt von unseren anderen Besitzungen in der Südsee liegt einsam, einer 
köstlichen Perle gleich, eingebettet in den blauen Wogen des unermeßlichen Stillen 
Ozeans, Samoa. Schon von weitem grüßen den Schiffer die grünen, emporstrebenden 
Berge, grüßt ihn der von lauen Winden herübergetragene Erdgernch, vermischt mit 
dem berauschenden Duft von tansend und tansend blühenden Waldbäumen. Noch ehe er 
den Fuß ans Land setzt, umschmeichelt seine Sinne der Zanber Samoas, um jeden, 
der längere Zeit in dem sonnigen, glücklichen Lande verweilte, in seinen Bann zuschlagen. 
Gleichweit von Amerika und Anstralien entfernt, erstrecken sich die Inseln von 130 31. 
südlicher Breite, 1720° 45“ westlicher Länge bis 14° 32 südlicher Breite, 168° 9 westlicher 
Länge. Sie sind ansnahmslos vulkanischen Ursprungs. Die deutschen Inseln sind 
solgende: Sawaii, Apolima, Manono und Upolu. Tutuila, Manua und die anliegenden 
kleinen Inseln sind amerikanisch. Sawati, die größte der ganzen Inselgruppe, ist angen- 
scheinlich jüngeren Ursprungs als die anderen. Davon zeugen die großen noch wenig 
verwitterten Lavafelder und die im Gegensatz zu Upolu erheblich dünnere Humnsschicht, 
die gegen Osten zu stärker wird und auf Upolu und Tutuila schon reiche, tiefgründige 
Böden bildet, so daß man wohl annehmen kann, daß die Entstehung der Inseln von 
Osten nach Westen stattfand. Von weitem erscheint Sawaüi, das die Gestalt eines 
ziemlich regelmäßigen Rhombus (mit 1707 qkm Flächeninhalt) hat, als ein einziges, 
gewaltiges sanft ansteigendes Gebirgsmassiv. In Wirklichkeit durchziehen drei selb- 
ständige, von Osten nach Westen parallellaufende Bergketten die Jnsel, davon die mittlere 
die höchste ist (1650 m, nach neueren Angaben sogar 1800 m). Im Osten bilden sie ein 
sehr unregelmäßiges Bergland mit vielen Einzelerhebungen, unter diesen den Krater- 
kegel Tofna. Im Westen vereinigen sie sich und laufen im Kap Falealupo ans. Charak- 
teristisch sind die zahlreichen parasitischen Nebenkrater, die wie Warzen aus den großen 
Gebirgszügen hervorwachsen. Das Innere der Jusel ist noch sehr wenig bekannt; es 
ist stark zerrissen und zerklüfet, am meisten im Osten, am wenigsten im Westen. 
Ein wechselvolles Bild zeigt die Küste Sawaiis. Da wo die Berge steil ins Meer 
hinabfallen, und das ist hauptsächlich im Westen, Nordwesten und Süden der Fall, 
sehlt das weißschillernde Band der Korallenriffe, und mit ungehemmter Macht brandet 
der Ozean jahraus, jahrein gegen den schwarzen Lavastein, ihn zernagend, zerbröckelnd. 
Weite Höhlen haben die unermüdlichen, schaumgekrönten Wogen gegraben, tiefe Kanäle 
haben sie gebohrt, in die mit jedem Wogenanprall das Wasser hineinbraust, bis es sich 
endlich nach oben einen kaminartigen Ansgang geschaffen und in Gestalt einer viele 
Meter hohen Fontäne emporschießt. Die Steilküste erstreckt sich fast bis an die Safune- 
bucht, die von Korallenriffen umschlossen nur eine schmale Einfahrt für die Schiffe 
gestattet. Der nördlichste Punkt ist Matautu, zugleich der einzige) Platz, wo größere 
Schiffe zur Passatzeit mit leidlicher Sicherheit nahe dem Lande ankern können. Nach 
Osten zu treten die Berge immer weiter zurück und lassen zwischen sich und dem Meere 
eine fruchtbare Ebene, den Faasaleaga-Distrikt. Hier umsäumen wieder Korallenriffe 
die Küste, an denen die weißschänmende Brandung steht, das tiefblane Meer von dem 
zartgrün gefärbten Seichtwasser trennend. An dieser Strandküste reihen sich die schmucken 
Dörfer der Samoaner mit ihren Hainen von Kokospalmen, Brotfrucht- und Mango- 
bäumen dicht aneinander, während West= und Südküste nur schwach bevölkert sind. Bei 
Fanga mündet einer der wenigen, das ganze Jahr fließenden Flüsse Sawatis, dessen 
Armut an fließenden wie stehenden Gewässern in dem jungen, durchlässigen Lava- 
boden begründet ist, in dem die reichlichen Niederschläge versickern, ohne sich zu Onellen 
sammeln zu können. Die Südseite Sawatis ist durchweg viel steiler als die nördliche. 
In der Meeresstraße zwischen Sawaii und Upoln liegen die kleinen Inseln Apolima 
und Manono. Ersteres ist eines der reizendsten Eilande der Südsec; ein Gipfelkrater von 
fast kreisrunder Gestalt steigt er steil, etwa 150 m hoch, von einer wütenden Brandung 
umtost, aus dem Meere empor. An einer Stelle ist die Wandung durchbrochen, so daß
	        
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