—— — ..— —
da wendete sich das Blatt. Es kamen die Tage des Araberaufstandes (1888/90),
an dessen Niederwerfung die deutsche Marine rühmlichen Anteil hatte, zeitweilig
die Geschäfte der Kriegsoperationen ganz in ihre Hand nahm und später Schulter
an Schulter mit der Wißmanntruppe und den Angestellten der D. O. A. G. den
Feind zurückschlug und dauernd bezwang. Das Wort „Blockade in Ostafrika“ ist
in der ganzen Marine bis auf den hentigen Tag wohlbekannt geblieben. Mit ihren
Strapazen, Mühen und Opfern stellt sie aber auch ein Ruhmesblatt dar, auf
welches die Marine nicht und nie verzichten möchte.
Unter der sachkundigen, häufig bis zur Rücksichtslosigkeit energischen Hand
eines Admirals Deinhard (rücksichtslos gegen sich selbst und andere) war die Durch-
führung dieser schweren, eigenartigen Aufgabe von vornherein schon sichergestellt
und wurde es um so mehr, als durch seine Tatkraft die Mitwirkung der englischen
Seestreitkräfte, voll Bewunderung und des Lobes dieserhalb, in günstigster Weise ge-
währleistet wurde. Der englische Admiral Freemantle nannte seinen deutschen
Partner gelegentlich eines Besuches mir gegenüber „my friend“, während Dein-
hard nach dem Volksmunde andererseits so sehr auf englischen Schisfen zu Hause
war, daß er — unbesehen — die englischen Blue jackets daselbst beim Anbord-
kommen genau so „anhauchte“ wie die blauen Jungen seines Flaggschiffes
„Leipzig“. Und gerade das hat den englischen Vettern so imponiert! Anekdote
— oder nicht, die Fama kennzeichnet hier so treffend das originelle und drauf-
gängerische Vorgehen des deutschen Befehlshabers. Deinhard war eben eine
Persönlichkeit. Deinhard übernahm als Nachfolger des Konteradmirals Heusner
das Kommando über das Krenzergeschwader, dessen Tätigkeit an der Nieder-
werfung jenes Aufstandes in den folgenden Abschnitten ansführlicher geschildert
werden soll. Wer an der ostafrikanischen Küste gelebt und vielleicht auch ge-
litten hat, kann mitempfinden, wie mühsam diese Mitwirkung häufig gewesen.
Die Flaggenhissung an der Küste (die Flagge der Deutsch-Ostafrikanischen Gesell-
schaft neben der des Sultans) im Angust 1888 gab Veranlassung, an verschiedenen
Orten die Unterstützung unserer Kriegsschiffe in Anspruch zu nehmen. Größte
Schwierigkeiten machte Pangani, woselbst der Gesellschaftsvertreter (v. Zelewski)
dringend um den Beistand der Marine bat, ohne den die Durchführung der
Aktion nicht möglich. Hier mußte S. M. S. „Möwe“, später „Carola“, die Flagge
zeigen und einschreiten, um den unbotmäßigen Wali zu zwingen. Auch Tanga,
der nördlichste Ort leistete Widerstand, beschoß die Boote der Möwe und gab
Veranlassung, daß ein aus den Besatzungen der Schiffe Leipzig, Olga, Möwe ge-
bildetes Landungskorps mit Waffengewalt, bei dem es ohne Blutvergießen nicht
abging, die Flaggenhissung herbeiführen mußte, leider, ohne den störrischen Wali
selbst zu fangen. Admiral Deinhard, der dann bald in Zanzibar Befehl bekam,
mit seinem Geschwader nach Kapstadt zu gehen, sollte bald erkennen, daß dies
ausgeschlossen war; denn die Erregung, der Widerstand im Sultansgebiete ging
allmählich in einen hellen Aufstand gegen Enropäer und Sultan über. Es war
selbstredend, daß deutsche Kriegsschiffe unter diesen Umständen nicht absegeln konn-
ten. Kurz vorher freilich erhielt der Admiral in Bagamoyo noch beruhigende
Auskunft und konnte ein voraussichtliches Abflauen der Bewegung melden, doch
war dies alles nur eine Stille vor dem Sturm. Infolge der Samocereignisse
mußte Olga via Aden sich von dem Deinhard'schen Geschwader trennen, so daß
nur noch Leipzig, Carola, Sophie und Möwe an der Küste zur Verfügung
standen, von denen Carola übrigens auch noch einige Monate nach Südwest-
afrika detachiert werden mußte.
Im Begriff, mit seinem Flaggschiff „Leipzig“ die Reise nach Kapstadt an-
zutreten, auf dem Wege aber dahin, in den südlich gelegenen Stationen (Kilwa,
Lindi, Mikindani) noch die Flagge zu zeigen, traten wichtige Ereignisse ein. So
in Bagamoyo am 22. September 1888, wo plötzlich von Bord aus (Leipzig) ver-