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bardement der Stadt um so schneller die Überwältigung der eingeschlossenen
Europäer von der noch wütenden Menge herbeigeführt worden wäre. Zwar
hatte der „Möwe“-Kommandant von Admiral Deinhard den Befehl, keine Boote
an Land zu schicken, sondern eventuell nur die Europäer aufzunehmen und
sich in keine Verwickelungen einzulassen. Immerhin darf doch wohl angenom-
men werden, daß ein deutscher Kommandant nicht nur „Buchstabendisziplin“
betreibt, sondern nach Antreffen gewisser Verhältnisse immer zweckentsprechend
zu handeln versteht. Kurzum, Ferber entschied: Höchst unwahrscheinlicher Er-
folg einer Landung, Gefahr, dem eigenen Ansehen hierdurch äußerst zu schaden,
ohne den Europäern helfen zu können. Das Schicksal der beiden Beamten war
besiegelt. Sie sielen der Horde zum Opfer! Ein trüber Tag — aber der „Möwe'“=
Kommandant „hatte den Mut, selbst dem Drängen seiner Offiziere, die Boote
zu schicken, zu widerstehen“. Nach seiner Ansicht wäre es ein nutzloses schädliches
Aufopfern gewesen. Der Kommandant trug die Verantwortung und tat solches
auch, wohl wissend, daß er zukünftig vielleicht eine große Menge Stimmen gegen
sich haben würde. Es war llar, daß weitere Beschwichtigungsversuche mit der
aufrührerischen Bevölkerung hinfällig wurden. Man mußte froh sein, daß
sich die Beamten der Gesellschaft in Lindi und Mikindani in Sicherheit bringen
konnten und sah bald ein, daß nur mit großen Mitteln zur Bekämpfung des
Aufstandes geschritten werden mußte. Ohne die Marine, das darf ohne Selbstlob
behauptet werden, konnte die D. O. A. G. keine Küstenstation halten. Der Sultan
selbst erkannte auch den Zusammenbruch seines Ansehens in jenen Gebieten
und bekundete mit einem Waffenausfuhrverbot aus Zanzibar den guten Willen,
den Aufrührern entgegenzutreten. — Wie oben erwähnt, erstreckte sich der
Dienst unserer Kriegsschiffe vornehmlich auf Zeigen der Flagge vor Bagamoyo
und Daressalam, doch auch weiter im Oktober auf eine Expedition im Kin-
gani, woselbst unter dem damaligen Leutnant zur See Bachem im Verein mit
der Kolonne Gravenreuth auf feindliche Horden gefahndet wurde. Die Expedi-
tion bekam auch Feuer, erlitt selbst keine Verluste, konnte aber auch eines be-
stinumten Häuptlings nicht habhaft werden, vernichtete aber an der Fährstelle
eine Reihe von Booten, um so das Übersetzen und eine Bennruhigung Bagamoyos
zu vereiteln. Gewisse Orte der Küste, wie z. B. Konduchi, Windi, Saadani,
hatten einen besonderen Ruf als Waffenschmuggelplätze, und wurde daher seitens
des Geschwaderchefs zunächst die Erstürmung Windis, nördlich von Bagamoyo
gelegen, am 31. Oktober 1888 ansgeführt, eine Aufgabe, die besonders S. M. S.
„Sophie“ zufiel. Nach einem Bombardement erfolgte unter dem 1. Offizier,
Kapitänleutnant Landfermann, die Landung. Alsbald stiegen die Flammen
aus dem brennenden Windi empor, dessen übermütigen Bewohner es vorgezogen
hatten, zu entfliehen. Auch die Dhaus und Boote am Strande wurden ver-
nichtet. Eine Wiederholung kriegerischen Vorgehens gegen diesen störrischen
Ort erfolgte Ende November und zwar seitens der inzwischen wieder ein-
getroffenen „Carola“ und „Sophie“, die, verstärkt durch ein Landungskorps
der „Leipzig“ dem bekannten Halbblutaraber Buschiri in Windi und Saadani
die Lust zu einem Überfall auf Bagamoyo, diesmal von der Seeseite aus,
verderben sollten. Originell ist es, wie beim Ankern der „Carola“ vor Windi
das Schiff mit kleinen Geschützen vom Land aus beschossen wird. Die Antwort
mit deutschen Schiffsgeschützen blieb nicht aus, wie auch die Vertreibung des
Feindes und abermaliges Abbrennen seiner schnell wieder aufgebauten Hütten.
In Saadani ein ähnliches Spiel. Dort untersuchte „Sophie“ die vor Anker
liegenden Dhaus, in denen Kriegsmaterial Buschiris vermutet wurde, jedoch ver-
gebens. Der Feind an Land verhielt sich vorlänfig ruhig, eröffnete aber ein
Gewehrfeuer, als die Boote nach jener Untersuchung an Bord zurückkehren
wollten. Hierbei fiel ein Mann im Kutter des Kapitänlentnants Landfermann.