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Südwestafrika.
Bei der Besitzergreifung dieser ersten deutschen Kolonie beteiligte sich die
Marine mit den beiden Korvetten „Leipzig“ und „Elisabeth“, die am 7. Augnust
1884 in Angra Pequena auf dem Handelsgebiete der Firma Lüderitz die deutsche
Flagge heißten. „Leipzig“ (Kommandant Kapitän zur See Herbig) kam von China,
„Elisabeth“ (Kommandant Kapitän zur See Schering) war auf der Ausreise, und
gaben sich diese beiden Schiffe hier ein Rendezvous, zu dem auch das Kanonen-
boot „Wolf“ (Korvettenkapitän v. Raven) bestellt war, aber nicht rechtzeitig
kommen konnte. Die Flaggenhissung in Angra Pequena geschah unter klingendem
Spiel und präsentiertem Gewehr der Landungskorps, während die Schiffsgeschütze
den Salut fenerten. Alsbald nach der Flaggenhissung dampften „Leipzig“ und
„Elisabeth“, jedes seinem weiteren Ziele entgegen, ab. Gleich darauf erschien
„Wolf“, der für „Elisabeth“ noch den Befehl mitbrachte, die ganze Küste bis
Kap Frio zu annektieren. Dies blieb nun „Wolf“ vorbehalten, der am 12. August
1884 nach dem Landen im Sandwichhafen formell bei Flaggenheißung hierselbst
das westafrikanische Flaggengebiet zwischen 260 südlicher Breite und Kap Frio
mit Ausschluß der Walfischbai, die England inzwischen belegt hatte, unter deut-
schen Schutz stellte. Gleiches geschah von „Wolf“ noch an anderen Stellen, so
z. B. bei Kap Croß, Kap Frio und an der Spencer-Bai.
Bemerkenswert ist sodann die Tätigkeit S. M. S. „Möwe“ in Südwestafrika,
die, von Westafrika kommend, die Aufgabe hatte, eine Spezialkommission unter
Oberleitung des bekannten Dr. Nachtigal, in jenen neuerworbenen Gebieten zu
landen. Dies geschah in Kap Croß, von wo die Kommission sich weiter nach
dem Innern, z. V. Bethanien, begab, um weitere Flaggenhissung daselbst vorzu-
nehmen. Der damalige Unterleutnant zur See Graf Spee begleitete hierbei
Dr. Nachtigal. „Möwe“ holte später, nach einem Aufenthalt in Kapstadt, die
Kammsiion wieder ab und war auch sonst bei den weiteren Verhandlungen be-
ilflich.
Mit Beginn des Jahres 1904 sollte der Name „Südwest“ auch für die Ma-
rine ganz besondere Bedeutung bekommen, denn ein Aufstand der Hereros flammte
auf, dem manches Farmer= und Soldatenleben zum Opfer fiel und gewaltige
Anstrengungen zur Niederkämpfung erheischte. Von der Marine wurde zunächst
S. M. S. „Habicht“ auf die Depesche: „Okahandia belagert. Eisenbahn-Tele-
graphenunterbrechung. Erbitten gemäß militärischen Auftrages schleunigst Kriegs-
schiff Habicht“ von Kapstadt nach Swakopmund entsandt. Der Kommandant Kor-
vettenkapitän Gudewill, ließ sofort die Instandsetzungsarbeiten unterbrechen und
ermöglichte es unter anerkennenswerter Beschleunigung, daß „Habicht“ schon am
18. Jannar 1904 auf Swakopmund-Reede vor Auker ging, 8 Tage nach Ein-
treffen jener Depesche in Kapstadt. Nach Entgegennahme der Meldung über die
Lage übernahm Kapitän Gudewill, da der Gouverneur Oberst Leutwein von
Windhuk nach dem Süden aufgebrochen war, den Oberbefehl über das Aufstands-
gebiet. Das „Habicht“landungskorps unter Kapitänleutnant Gygas wurde aus-
geschifft und erhielt den Befehl, zunächst mit der Eisenbahn bis nach Karibib vor-
zugehen, unter allen Umständen aber dauernd die Verbindung mit Swakopmund
aufrecht zu erhalten. Diese Maßnahme war nur zu sehr berechtigt und ist für die
späteren Nachschübe und Operationen sehr von Nutzen gewesen. Kapitänlentnant
Gygas erfüllte diese Aufgabe mit großem Eifer und vielen Anstrengungen, denn
teilweise waren durch starke Regengüsse Unterspülungen der Geleise eingetreten,
die Aufenthalt und Reparatur erheischten. Karibib, bisher von dem Distriktschef
Kuhn in Verteidigung gesetzt, wurde glücklich erreicht und weiterbefestigt. Das
ungefähr 50 Mann starke „Habicht'landungskorps konnte nicht für größere Vor-
stöße nach dem Osten, wohin Oberleutnant von Zülow zum Entsatze Okahandjas
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