mx
S—
9rrt—
G. 0• *i
mze
vertreten. Nicht minder groß waren die deutschen Interessen auf den Tonga-
Inseln, von denen uns auch die später dort angelaufenen Kriegsschiffe „Gazelle“
(Freiherr von Schleinitz), „Hertha“ (Knorr) berichten, doch wurden diese Inseln
später bekanntlich unter englischen Schutz gestellt, so daß sie auch weiter nicht
mehr in den Bereich dieser Betrachtungen, die sich nur mit deutschen Kolo-
nien beschäftigen sollen, gehören. Im Vordergrunde des Interesses stehen für uns
die Inseln der
Samoa-Gruppe.
Denn dort weht endlich, wenigstens auf den Hauptinseln Upolu und Sawati, die
deutsche Flagge, nachdem manch deutsches Blut in erbitterten Kämpfen geflossen.
Vor allen Dingen deutsches Seemannsblut!
Die Geschichte Samoas ist ein Wirrwarr von Kämpfen der einzelnen ein-
geborenen Parteien, bei denen die Interessen Amerikas, Englands und Deutsch-
lands — je nach dem „Tageskurs“ — ein gar gewichtiges Wort mitsprachen und
schließlich immer wieder Anlaß zu diplomatischen Verwicklungen und offensivem
Einschreiten der am Orte befindlichen Kriegsschiffe gaben. Zum erstenmal be-
suchte die bereits oben erwähnte Korvette „Nymphe“ (Blanc) Anfang der 70er
Jahre die Inselgruppe, wo das bekannte Hamburger Handelshaus Godeffroy wie
auf Tonga und anderen Inseln der Südsee Handelsbeziehungen unterhielt.
„Nymphe“ traf in Apia (Upolu) den später oft genannten Konsul Weber als An-
gestellten jener Gesellschaft an, der dem Kommandanten eine Reihe von Klagen
über Belästigungen seitens der Eingeborenen übermittelte. Infolgedessen wurde
auf des Kommandanten Eingreifen mit den beiden Kriegsparteien, die sich beim
Einlaufen des Schiffes wieder in üblicher Weise beschossen, Verhandlungen an-
geknüpft dergestalt, daß ihnen die dentsche Macht unter Hinweis auf die Kriegs-
schiffe vor Augen gehalten wurde. Bis dahin konnte ja deutschen Unternehmungen
ans Mangel an Kriegsschiffen kein Nachdruck verliehen werden. Das würde jetzt
anders werden! Der Deutsche Kaiser erwarte friedliches Einvernehmen der Ein-
geborenen mit den deutschen Ansiedlern, denn bis dahin sei ihren Ausstellungen
in ungenügender Weise entsprochen worden. Es waren die ersten Verhandlungen
eines dentschen Kriegsschiffes auf Samoa, die ihren Eindruck nicht verfehlten, wie
auch auf Tutuila ein Häuptling wegen Überfalls eines deutschen Kapitäns in
Strafe genommen wurde. Zwei Jahre später kam die Korvette „Arkona“ nach
Apia und fand, wennschon der langjährige Krieg beendet war, keine so günstigen
politischen Verhältnisse vor, denn für das Wohl und Wehe wurde durch ein Kon-
sortium von Häuptlingen (Taimna) und einem Nebenrat (Faipule) Sorge getragen.
„Viele Köche verderben den Brei“ — zumal wenn sich, wie hier, kein einziger
wirklich guter „Kochkünstler“ unter der Menge befand. Die fremden Konsuln
halsen damals wie auch immer später wieder einen einigermaßen guten Brei
anzurühren. Aber die kriegerische Art des Samoaners, Mißgunst, Neid unter
seinen Führern, Unlust zur regelrechten Arbeit waren stets wieder der Zankapfel,
auch wenn englische und amerikanische Missionare Bekehrungen zum Christentum
vornahmen.
Die Regierung verfügte damals über eine Art Polizei und Kriegskanoes
mit Geschützen, während Feuerwaffen schon als allgemeine Bewaffnung galten. Die
Kommandanten der „Arkona“ wie der im Dezember 1875 eintreffenden „Gazelle“
berichteten u. a. über das Tun und Treiben eines amerikanischen Kolonel Stein-
berger, der wohl im Schilde führte, die samoanische Regierung an sich zu reißen,
der aber von den Vereinigten Staaten lediglich als ein Berichterstatter heraus-
geschickt war. Er hat viel zur Beunruhigung der Gemüter und Vergrößerung der
Verwirrungen beigetragen. Überhaupt — man kann allgemein sagen, manche
Enropäer tragen Schuld an den vielfachen Wirren auf diesen Inseln. Der Kom-